Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal

Mitteilungen an die Medien

 

 

Die aktuellen Informationen stehen oben. Für weitere Informationen bewegen Sie sich auf dieser Seite nach unten. Fotos zum Vergrößern einmal anklicken.

 

 

Studienfahrt zum ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler- Struthof im Elsass

Förderverein unterstützt Gedenkstättenarbeit an der Friedrich-Ebert-Realschule plus

Seit 2008 besuchen Klassen der Friedrich-Ebert-Realschule plus die Gedenkstätte Konzentrationslager Natzweiler- Struthof im Elsass. (Foto: Realschule)

 

Seit 2008 besuchen Klassen der Friedrich-Ebert-Realschule plus die Gedenkstätte Konzentrationslager Natzweiler- Struthof im Elsass,  etwa 55 Kilometer südwestlich von Straßburg. Unterstützt vom Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal fand am 17. Juni 2024 die neunte Fahrt statt. Die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen im Alter von 15 bis 18 Jahren werden vorher im Unterricht über den Nationalsozialismus anschaulich informiert. „Mit dem Besuch in Struthof sehen die Jugendlichen das Unterdrückungssystem mit eigenen Augen“, informierte Rüdiger Stein, Mitglied des Fördervereins und Pate des Projektes „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“, für das die Realschule bereits 2011 ausgewählt wurde.

 

Nachdem man in der Nähe ein Vorkommen von seltenem rotem Granit gefunden hatte, lieferte das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof zwischen 1. Mai 1941 und 23. November 1944 Steine unter anderem für die Prachtbauten des NS-Systems in München. Bereits bei der Anfahrt mit dem Bus beschrieb Stein den Weg der Deportierten vom Bahnhof Rothau acht Kilometer lang auf einen Gipfel der Vogesen in 800 Metern Höhe. Das Lager mit seinen Stacheldrahtzäunen, den Wachtürmen und den Baracken brachte manchen Jugendlichen zum Schweigen.

In einem abseits gelegenen Gebäude des Konzentrationslagers war die Gaskammer. Hier wurden zahlreiche Häftlinge ermordet.

„Struthof war kein Vernich-tungslager wie Auschwitz-Birkenau, wo rund eine Million Menschen, vor allem Juden, ermordet wurden“, betonte Rüdiger Stein: „Die meisten Deportierten kamen aus Polen (13.800) und der UdSSR (7.600) und arbei-teten in den rund 70 Außenlagern in Süddeutschland, unter anderem in Mannheim-Sandhofen. Dort mussten die zum Teil jungen Männer vor allem im Werk von Daimler-Benz Schwer-starbeit verrichten, schilderte Stein die Auswirkungen der NS-Diktatur auch in der Nachbarschaft. 52.000 Deportierte lebten in diesem KZ-System Struthof. 22.000 Personen starben in Folge von Entkräftung, Kälte, Mangelernährung und lagerbedingten Krankheiten oder wurden ermordet.

 

„Diese Exkursion sollte uns nicht nur die Geschichte des Lagers näher bringen, sondern auch das Bewusstsein für die Gräueltaten des Nationalsozialismus schärfen und uns zu einem respektvollen Umgang mit der Vergangenheit anregen“, schreibt einer der Schüler auf den Internetseiten der Realschule:

 

https://www.realschuleplus-frankenthal.de/index.php/unser-schulleben/lerngaenge/lerngang-struthof-juli-2024-10er

Die beiden 10. Klassen der Realschule vor dem Gebäude mit der Gaskammer und mit den Räumen für medizinische Experimente.

 

 

Mitgliederversammlung des Fördervereins

Mittwoch 19. Juni 2024   18.30 Uhr im Dathenushaus

Das Haus der Familie Kahn wurde ebenso durch Bomben zerstört wie die kleine protestantische Kirche dahinter. Hier enstand 1960/61 das Gemeindehaus der Zwölf-Apostel-Kirche, das Dathenushaus.

Die Mitgliederversammlung des Fördervereins für jüdisches Gedenken Frankenthal fand am

 

Mittwoch

19. Juni 2024 um 18.30 Uhr

im Foyer des Dathenushauses Kanalstraße 4

 

statt.

 

Auf der Tagesordnung standen der Rückblick auf die Aktivitäten 2023 und 2024 sowie der Kassenbericht.

 

Wahlen finden erst wieder 2025 statt.

 

Schwerpunkt war ein aktuelles Thema. Am 10. Oktober 2024, 19 Uhr, informiert Herbert Baum im Bildungszentrum der Volkshochschule, Schlossergasse 10, über das Thema "Vergast, vergiftet, verhungert - Nationalsozialistische „Euthanasie“ in der Pfalz".

 

 

Besuch der Gedenkstätte KZ Osthofen

Kulturfahrt am 15. Mai 2024

12 - 17 Uhr

Die Gedenkstätte KZ Osthofen bei Worms

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal führt am Mittwoch, 15. Mai 2024, von 11.45 bis 17 Uhr, eine Kulturfahrt in die Gedenkstätte KZ Osthofen bei Worms durch.

 

Leitung: Herbert Baum vom Förderverein für jüdisches Gedenken

 

Fahrtkosten 5 Euro

Gemeinsame Bahnfahrt nach Osthofen mit einem Gruppenticket.

Treffpunkt 11.45 Uhr Hauptbahnhof Frankenthal

 

Anmeldung:

 

E-Mail  herbaum@t-online.de

Telefon 06233/69662 (Telekom-Anrufbeantworter)

 

In Kooperation mit der Volkshochschule Frankenthal

 

Am 30. Januar 1933 wurde der Führer der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), Adolf Hitler, zum Reichskanzler ernannt. Bereits am 28. Februar 1933 erließ er die "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat". Sie sollte der "Abwehr kommunistischer staatsgefährdender Gewaltakte" dienen. Faktisch ermöglichte sie den NS-Terror gegen politische Gegner der Regierung.

 

Überall in Deutschland wurden danach vorhandene Gefängnisse oder leerstehende Kasernen, Fabrikhallen und andere Gebäude genutzt, um die vom Gesetz betroffenen Menschen zu verhaften.

 

Auch das Gefängnis in Frankenthal wurde für Verhaftungen genutzt. Viele Pfälzer Männer wurden jedoch im Kasernen-Gefängnis und in Gebäuden der damaligen Turenne-Kaserne in Neustadt inhaftiert.

 

Auch dort befindet sich heute eine Gedenkstätte.

 

Das Konzentrationslager Osthofen im Jahr 1933. Alle Reisenden, die die Bahnverbindung Worms nach Mainz nutzen, konnten den Schriftzug lesen und sich ihre Gedanken machen. (Foto: Dokumentationszentrum)

 

Während die Pfalz damals noch zu Bayern gehörte, gehörte zum Beispiel das heutige Rheinhessen zum damaligen Volksstaat Hessen.

 

Der Staatskommissar für das Polizeiwesen in Hessen, der Nationalsozialist Dr. Werner Best, hatte zum 1. Mai 1933 die Schaffung eines Konzentrationslagers für den damaligen Volksstaat Hessen in Osthofen bei Worms angeordnet.

 

Dort hatten aber bereits Anfang März örtliche Nationalsozialisten eine leerstehende Papierfabrik beschlagnahmt und als Konzentrationslager genutzt.

 

Vom Frühjahr 1933 bis Sommer 1934 wurden Gegner des NS-Regimes, allen voran Mitglieder der KPD, der SPD und Gewerkschafter, aber auch Angehörige des Zentrums, Juden, Zeugen Jehovas, Sinti und andere im KZ Osthofen gefangen gehalten.

 

In den 17 Monaten seines Bestehens waren 3000 Männer sowie einige Frauen für drei bis vier Wochen unter menschenverachtenden Bedingungen in den kahlen Hallen inhaftiert.

 

Zwar ist in Osthofen kein Inhaftierter ermordet worden. Alle waren jedoch dem ständigen Terror, den Misshandlungen und Demütigungen durch die Wachmann-schaften ausgesetzt. Vor allem die jüdischen Menschen hatten unter den Misshandlungen zu leiden.

 

Nach den zusätzlichen gezielten Verfolgungen und Verhaftungen in den danach folgenden Monaten, die immer mit Folterungen und Tötungen verbunden waren, musste sich jeder demokratisch denkende Mensch überlegen, ob er gegen diesen Terrorstaat Widerstand leisten sollte.

 

Bis Kriegende starben mehrere Inhaftierte oder wurden ermordet, nachdem sie immer wieder in Gefängnissen und Konzentrationslagern eingeliefert worden waren.

 

n dieser Halle waren die Inhaftierten 1933 und 1934 untergebracht. Bei der Sanierung hat man versucht, die damaligen Strukturen zu erhalten beziehungsweise wieder herzustellen. (Foto: Dokumentationszentrum)

 

Informationen zum Besuch:

 

Der Besuch findet mit einer Führung durch Mitarbeiter/innen des Dokumentationszentrums statt. Im Einführungsgespräch wird die Geschichte des Konzentrationslagers Osthofen und der heutigen Gedenkstätte vermittelt. Bei einem längeren Rundgang im Freien über das Außengelände des ehemaligen Lagers werden die Lagerbedingungen geschildert.

 

Informationen zum Besuch:

 

Der Besuch findet mit einer Führung durch Mitarbeiter/innen des Dokumentationszentrums statt. Im Einführungsgespräch wird die Geschichte des Konzentrationslagers Osthofen und der heutigen Gedenkstätte vermittelt. Bei einem längeren Rundgang im Freien über das Außengelände des ehemaligen Lagers werden die Lagerbedingungen geschildert.

 

Zwischen den einzelnen Abschnitten werden kleine Pausen gemacht, in denen man bei Bedarf etwas essen und trinken kann.

 

Ein Großteil der Führung durch die Gedenkstätte Osthofen findet im Freien statt. Bei Regen sollte man entsprechend ausgestattet sein.

 

Ein Hörgerät (Audio-Guide) liefert Aussagen von Zeitzeugen und Erklärungen zum Lagerleben.

 

Die Dauerausstellung zeigt die Entwicklung der NS-Diktatur in der Region ab 1933.

Zurzeit ist außerdem die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung. Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“ zu sehen.

 

Die Bahnfahrt nach Osthofen findet mit einem Gruppenticket statt.

Treffpunkt ist um 11.45 Uhr vor oder im Hauptbahnhof Frankenthal.

Abfahrt 12:02 Uhr

 

Der Weg vom Bahnhof Osthofen zur Gedenkstätte dauert zirka 10 Minuten.

Zwischen den einzelnen Abschnitten werden kleine Pausen gemacht, in denen man bei Bedarf etwas essen und trinken kann.

 

 

Es war nie Auswanderung, immer nur Flucht

Rund 4.000 Pfälzische Juden konnten sich vor der Ermordung retten

Vortrag am 4. April 2024    19 Uhr    VHS Bildungszentrum

Fluchtländer zwischen 1933 und 1939

 

Im Rahmen der Kooperation mit der Volkshochschule  (VHS) Frankenthal informierte Herbert Baum vom Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal am 4. April 2024 im  VHS-Bildungszentrum, Schlossergasse 10, mit zahlreichen Fotos über das Thema "Es war nie Auswanderung, immer nur Flucht - Rund 4000 pfälzische Juden konnten sich vor der Ermordung retten."

 

Der Text zum Vortrag kann bestellt werden:

 

herbaum@t-online.de

 

 

Es war nie Auswanderung, immer nur Flucht
Buch 2024_1.pdf
PDF-Dokument [1.9 MB]
Buch 2024 Fußnoten.docx
Microsoft Word-Dokument [26.2 KB]
Auswanderungsschiff in Bremerhafen (Foto: Stadt Konstanz)

 

 

Adolf Hitlers Ernennung zum Reichskanzler durch den Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 30. Januar 1933 war der vorläufige Höhepunkt eines langen Zeitraums der politischen Unruhen im Deutschen Reich. Schon nach wenigen Wochen wurden tausende Regimegegner eingeschüchtert, verfolgt und in frühen Konzentrationslagern interniert.

 

Parallel dazu begann die Ausgrenzung der Juden. In Deutschland lebten 1930 rund 525 000 Jüdinnen und Juden. Rund 275 000 konnten bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges flüchten.

 

Mit den Worten „Es war nie Auswanderung, immer nur Flucht“ beschrieb die aus dem Elsass stammende jüdische Schriftstellerin Adrienne Thomas (1897-1980) ihren Weg aus Berlin über die Schweiz und Frankreich nach Österreich. Nach dem erzwungenen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 flüchtete sie durch mehrere europäische Länder. Im Frühjahr 1940 war sie kurzfristig im französischen Internierungslager Gurs am Fuß der Pyrenäen. Von dort aus gelang ihr mit Hilfe des „Emergency Rescue Committee“ (Varian Frey) die Flucht in die USA.

 

Adrienne Thomas gehörte zur Gruppe der politisch und gesellschaftspolitisch engagierten Menschen, darunter auch zahlreiche Wissenschaftler und Künstler, die seit der Machtübernahme Adolf Hitlers am 30. Januar 1933 um ihr Leben fürchten mussten. Zu ihnen gehörte auch der in Ludwigshafen geborene Philosoph Ernst Bloch, der durch seine zahlreichen Veröffentlichungen unter der Beobachtung des nationalsozialistischen Überwachungsstaats stand.

 

Im Vergleich zu dieser Gruppe, die oft durch verschiedene Organisationen und Netzwerke verbunden war und dadurch gezielte Unterstützung fand, war die Mehrzahl der in Deutschland lebenden jüdischen Männer, Frauen und Kinder oft auf eigene Initiativen in der Familie angewiesen.

 

 

In seinem Buch "Wannsee-Konferenz. Der Weg zur Endlösung" beschreibt der Historiker Peter Longerich differenziert und doch anschaulich die Vertreibung, Ausplünderung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung im Deutschen Reich von 1933 bis 1945.

 

Auch in Frankenthal standen die Holzcontainer, mit denen die Wohnungseinrichtung in die Seehäfen transportiert wurde, auf den Straßen.

 

 

Von den rund 500 000 Juden, die 1933 noch im Deutschen Reich gezählt wurden, lebten  6487 in der Pfalz, das waren zwei Prozent der damaligen jüdischen Bevölkerung in Deutschland.

 

Am 1. Oktober 1938 waren in den jüdischen Gemeinden der Pfalz nur noch 3302 Mitglieder registriert.

 

Die „Zeittafel zur jüdischen Auswanderung“ bietet einen Überblick über die politische Entwicklung und über die geschätzten Flüchtlingszahlen.

 

 

Benz, Wolfgang: Die jüdische Emigration, in: Krohn, Claus-Dieter u.a. (Hg.): Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933-1945, Darmstadt 1998, S. 5-6. Siehe auch die Zeittafel im Internet: https://www.auswanderung-rlp.de/emigration-in-der-ns-zeit/zeittafel-zur-juedischen-auswanderung und ausführliche Erläuterungen zu den einzelnen Phasen im Internet: https://www.auswanderung-rlp.de/emigration-in-der-ns-zeit/allgemeines-juedische-auswanderung.html

 

Die ersten antijüdischen Maßnahmen der NS-Regierung setzten bereits im Frühjahr 1933 ein. Während des „Judenboykotts“ am 1. April 1933 wurde die Bevölkerung aufgefordert, jüdische Geschäfte, Warenhäuser, Anwaltskanzleien, Banken und Arztpraxen zu boykottieren.

 

Die meisten Juden waren zu diesem Zeitpunkt noch der Auffassung, die antisemitischen Ausschreitungen und Übergriffe würden sich wieder legen. („Wir sind doch Deutsche und die Männer haben zum Beispiel im Ersten Weltkrieg gekämpft und viele Auszeichnungen erhalten“). Sie hofften außerdem auf eine Veränderung der politischen Mehrheitsverhältnissen.

 

Mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ vom 7. April 1933 konnten „nichtarische“ Beamte in den Ruhestand versetzt werden.  Der „Arierparagraph“ wurde von nahezu sämtlichen Organisationen und berufsständischen Vereinigungen übernommen, so dass viele Juden ihre Erwerbsmöglichkeiten verloren. Darunter waren viele Wissenschaftler, Lehrer, Richter und Rechtsanwälte.

 

Die Summe dieser Maßnahmen führte zu einer ersten Fluchtbewegung von Juden aus Deutschland ab 1933. Für dieses Jahr nennt die Zeittafel 37.000 bis 38.000 Flüchtlinge. Ziele waren vor allem die europäischen Nachbarländer Frankreich, Niederlande, Belgien und Österreich.

 

Mit dem Erlass der „Nürnberger Gesetze“ am 15. September 1935 verschärften sich die Gefahren für die jüdische Bevölkerung. Ihre Rechte wurden erheblich eingeschränkt. Eine verstärkte Binnenwanderung innerhalb Deutschlands setzte ein. Man zog von den deutschen Kleingemeinden in die Großstädte, um sich durch die Anonymität vor der anti-jüdischen Hetze und Verfolgung zu schützen.

 

Vor allem viele jüngere Juden nutzten die in den Familien noch vorhandenen finanziellen Mittel und die administrativen Möglichkeiten für eine „Auswanderung“. Bei den stärker assimilierten älteren Juden bliebt die Angst vor der Flucht in ihnen fremde Länder wegen der fehlenden Sprachkenntnisse und den vermuteten Problemen wegen der fehlenden beruflichen Möglichkeiten.

 

Das Jahr 1938 entwickelte sich zur entscheidenden Phase für die Flucht. Höhepunkt der Eskalation der antisemitischen Maßnahmen war die „Reichskristallnacht“ (Reichspogromnacht) vom 9. und 10. November 1938.

 

Hier ein Bericht aus der Nationalsozialistischen Zeitung Rheinfront (NSZ) vom 15. Oktober 1938, der einen Einblick vermittelt, wie in Frankenthal die Vertreibung der Juden von 1933 bis 1938 kommentiert wurde:

 

 

Dieser Terror, die zunehmende Entrechtung, die Enteignungen und Zwangsarisierungen zwangen die Juden zur Flucht. Die Stimmung schlug um zu einem: „Rette sich, wer kann!“ Die Zahl der Flüchtlinge stieg 1939 auf 75 000 bis  80 000. Man schätzt die Zahl der zu diesem Zeitpunkt noch in Deutschland lebenden Juden auf rund 210.000.

 

Mit dem Beginn des Krieges am 1. September 1939 wurden die organisatorischen Voraussetzungen für eine Flucht erheblich eingeschränkt. Der Kontakt sowohl zu den NS-Behörden als auch zu den jüdischen Hilfsorganisationen wurde mehr und mehr behindert. Die Schiffstransporte fielen fast komplett weg.

 

1940 konnten nur noch 15 000 Juden und 1941 nur noch 8000 Juden flüchten. Nach dem Auswanderungsverbot vom 23. Oktober 1941 war die Flucht theoretisch nicht mehr möglich.

 

Die NS-Politik gegenüber den Juden hatte sich wiederum gewandelt. Ziel war nun nicht mehr die Austreibung aus Deutschland, sondern die Vernichtung des europäischen Judentums. Zwar gab es nach der Niederlage Frankreichs im Juni 1940 im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) und im Auswärtigen Amt des Deutschen Reiches noch den sogenannten Madagaskar-Plan mit der Absicht, vier Millionen europäische Juden auf die vor der Ostküste Afrikas gelegene Insel Madagaskar, damals eine französische Kolonie, zu deportieren. Der Plan wurde jedoch nie umgesetzt.

 

Die Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942

Haus der Wannsee-Konferenz: Tages- und Gästehaus der SS

 

Die Vorbereitungen zu den Deportationen in die künftigen Konzentrations- und Vernichtungslager in den besetzten Gebieten waren Mitte 1941 in den Ministerien und Verwaltungen abgeschlossen. Die bereits mehrfach angekündigte „Endlösung“ wurde umgesetzt. Als sich am 20. Januar 1942 führende Vertreter der NS-Bürokratie für etwa eineinhalb Stunden am Berliner Wannsee trafen, stand nur ein Thema auf ihrer Tagesordnung: die Organisation des Massenmordes an den rund elf Millionen europäischen Juden.

 

Reichsmarschall Hermann Göring und SS-Chef Heinrich Himmler hatten bereits ein Jahr zuvor Reinhard Heydrich, den Chef der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes (SD) damit beauftragt, Strategien für die organisatorischen Voraussetzungen der „Endlösung“ vorzulegen. Im Juli 1941 erhielt Heydrich von Göring dann die Vollmacht, „alle erforderlichen Vorbereitungen in organisatorischer, sachlicher und materieller Hinsicht für eine Gesamtlösung der Judenfrage im deutschen Einflussgebiet in Europa“ zu treffen.

 

Zu diesem Zeitpunkt erreichte die Verfolgung und Ermordung von Jüdinnen und Juden ihren ersten Höhepunkt. Seit dem Überfall am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion durchkämmten Einsatzkommandos die besetzten Gebiete und vernichteten systematisch das jüdische Leben in den Gemeinden.

Das wichtigste Dokument der Wannsee-Konferenz: Es listet 11 Millionen Juden auf, die zu diesem Zeitpunkt in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten lebten.

 

Die Konferenz von Evian Juli 1938 

Für eine Einwanderung in die USA war eine Bürgschaft („Affidavit of support“) erforderlich

 

Die Reaktionen der Staaten, die von den Fluchtbewegungen betroffen waren, waren verständlicherweise unterschiedlich und änderte sich auch mit den jeweiligen Entwicklungen. Die Konferenz von Evian widmete sich im Juli 1938 den Problemen in den einzelnen Ländern. Eingeladen hatte der amerikanische Präsident Theodor Roosevelt. Die Konferenz schloss mit vagen Zusicherungen, dass bestehende „Einwandererquoten“ in Zukunft ausgeschöpft werden sollten.

 

Die USA erhöhten ihre Einwanderungszahlen und erleichterten die bürokratischen Regeln der Einreise. Von 1933 bis 1945 standen die USA mit 132.000 Einwanderern an der Spitze aller Einwanderungsländer. Für eine Einwanderung war allerdings eine Bürgschaft („Affidavit of support“) erforderlich, die die Unterstützung eines in den USA lebenden Verwandten für den Emigrant garantierten.

 

                     Gemeinsam aus Stadt und Land

                       gegen Feinde der Demokratie

             Rund 2 000 Menschen auf dem Rathausplatz

                                       in Frankenthal

Rund 2 000 Menschen aus Frankenthal und vielen umliegenden Orten versammelten sich am 27. Januar 2024 auf dem Rathausplatz in Frankenthal.

 

Die Polizei spricht von rund 2 000 Menschen, die am 27. Januar 2024 auf dem Frankenthaler Rathausplatz gegen Feinde der Demokratie demonstrierten.

 

 

 

 

 

Lichter gegen Dunkelheit am 27. Januar 2024

Bundesweite Aktion der Gedenkstätten-Initiativen

Mit dem Foto „Die ehemalige Synagoge in der Glockengasse“ beteiligt sich der Förderverein am 27. Januar an der bundesweiten Aktion „Lichter gegen Dunkelheit - Gedenken für die Opfer des Nationalsozialismus“.

 

Auch in diesem Jahr beteiligt sich der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal am Nationalen Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz durch die russische Armee befreit.

 

Im Rahmen der bundesweiten Aktion #LichterGegenDunkelheit werden zum Gedenktag in rund 80 Gedenk- und Bildungsstätten, Museen, Dokumentations-zentren und Erinnerungsinitiativen zur Geschichte der nationalsozialistischen Verbrechen mit besonderen Licht- und Beleuchtungseffekten wichtige Ereignisse öffentlich vorgestellt.

 

Der Förderverein zeigt auf seiner Internetseite www.juden-in-frankenthal.de das Foto der früheren Synagoge, das bereits mehrmals auf die Giebelwand des Wohn- und Bürohauses Ecke Glockengasse/Synagogengasse projiziert wurde.

 

„Wo früher die Synagoge stand, bietet heute die Giebelwand des großen Gebäudes eine optimale Fläche, um Fotos aus der jüdischen Geschichte öffentlich zu präsentieren“, informiert Herbert Baum vom Förderverein.

Das Foto zeigt den jüdischen Lehrer Nathan Nathan bei der Deportation der Frankenthaler Juden am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südwest-Frankreich.

 

Bei Gedenktagen wurden auf der weißen Giebelwand mit Filmen, Fotos und Texten bereits mehrmals Ausschnitte aus dem jüdischen Leben in Frankenthal vorgestellt. Das Gebetshaus und das Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde wurden durch Bomben im September 1943 zerstört und 1952 abgerissen. Auf den Internetseiten www.lichter-gegen-dunkelheit.de findet man weitere Informationen über die Frankenthaler Synagoge und über die Geschichte der Frankenthaler Juden.

 

 

Gedenktag: Land erinnert an lange verleugnete Opfer

 

Mainz. Bei den Veranstaltungen zum Gedenktag für die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft rund um den 27. Januar soll in diesem Jahr eine lange verdrängte Opfergruppe in den Mittelpunkt gestellt werden. Erinnert werde insbesondere an Menschen, die als „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“ verfolgt worden waren, teilte die Landtagsverwaltung mit.

 

Gastredner bei der Landtagsgedenk-sitzung ist der Diplom-Mathematiker und Buchautor Alfons Ludwig Ims, dessen Vater im Armenviertel Kalkofen in Kaiserslautern lebte und nach dem NS-Sprachgebrauch als „moralisch minderwertig“ und „asozial“ galt. Von den Nationalsozialisten wurden Wohnungslose, Bettler und Fürsorgeempfänger systematisch verfolgt. Wegen Eigentums-delikten Vorbestrafte wurden als „Berufs-verbrecher“ in Konzentrationslagern inhaftiert, ohne dass sie erneut straffällig geworden waren. Erst 2020 seien diese Gruppen als Opfer der NS-Diktatur anerkannt worden, sagte Landtagspräsident Hendrik Hering: „Die Veranstaltung geht auch der Frage nach, wie es zu der jahrzehn- 

                                                                      telangen Leugnung dieses Unrechts

                                                                      kommen konnte ...“

Quelle

Die Rheinpfalz Ludwigshafener Rundschau - Nr. 3

Donnerstag, den 4. Januar 2024