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Rückblick 2014 - Ausblick 2015

Viele Aktivitäten des Fördervereins

Am 18. August 2014 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig in der Gartenstraße 11 sechs Stolpersteine für die Familie des Kantors Heinrich Schottland.

Auch 2014 führte der Förderverein neben traditionellen Angeboten auch neue Veranstaltungen durch.

 

Zum Nationalen Gedenktag informierte Rüdiger Stein am 27. Januar 2014 rund 70 Schülerinnen und Schüler des Karolinen-Gymnasiums über Widerstand im NS-System. In der Diskussion wurden vor allem aktuelle Formen des Widerstandes/Protestes angesprochen. Im Rathaus wurde abends die Ausstellung "Tatort Rheinland-Pfalz" eröffnet. Sie setzt sich mit den aktuellen rechtsextremen Aktivitäten auseinander und dokumentiert deren Straftaten. Die Ausstellung wurde bis zum 7. Februar 2014 von zahlreichen Schulklassen besucht.

 

Am 27. Februar 2014 organisierte der Förderverein eine Führung für eine Klasse der Schiller-Realschule zu den jüdischen Friedhöfen und zu den Stolpersteinen.

 

Werner Transier, Sammlungsleiter Numismatik und Judaika im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, hielt am 25. März 2014 einen Vortrag über das politische, religiöse und geistesgeschichtliche Wirkens bekannter Gelehrter in den SchUM-Gemeinden. "SchUM" ist eine Abkürzung aus den Anfangsbuchstaben der hebräischen Namen für Speyer (Schpira), Worms (Urmaisa/Warmaisa) und Mainz (Magenza). Die historische Bedeutung der "Marke" SchUM steht übrigens auf der deutschen Liste für das UNESCO-Weltkulturerbe auf Platz 5 für die Jahre 2020/2021.

 

Am 29. April 2014 besuchte der Förderverein die neue Synagoge in Speyer. Daniel Nemirovsky, Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, gab einen Einblick in das religiöse Leben in Speyer.

 

Am 26. Mai 2014 fand im Dathenushaus die satzungsgemäße Mitgliederversammlung mit einem Überblick über die Veranstaltungen des Jahres 2014 statt.

 

Für die Schulveranstaltung in der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) "Herzkeime – Zwischen den Welten zweier Frauen" (Bewegtbildtheater mit Gesang und Gitarre von Martina Roth und Johannes Conen aus Trier) am 3. Juli 2014 interessierten sich zwar viele Schülerinnen und Schüler der beiden Gymnasien. Die Präsentation kam bei den jungen Menschen leider nicht so gut an.

Zur Verlegung der beiden Stolpersteine für Richard und Friedrich Mann in der Westlichen Ringstraße 9 kamen auch Richard Thomas – ein Ur-Urenkel von Richard Mann – mit seiner 13-jährigen Tochter Laura.

Am 18. August 2014 fand die vierte Verlegung von Stolpersteinen in Frankenthal statt. Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegte im Foltzring 15 drei Stolpersteine für die Familie Rahlson, in der Gartenstraße 11 sechs Stolpersteine für die Familie des Kantors Heinrich Schottland und in der Westlichen Ringstraße 9 zwei Steine für Vater Richard und Sohn Friedrich Mann. Oberbürgermeister Theo Wieder erinnerte an das Leben der Juden in Frankenthal. Zur Verlegung kamen auch Richard Thomas – ein Ur-Urenkel von Richard Mann – mit seiner 13-jährigen Tochter Laura. Sie konnten das Haus der Vorfahren auch von innen sehen.

 

"Hier wohnte Dr. Nathan Nathan" hieß ein Vortrag von Werner Schäfer und Herbert Baum am 16. September 2014, der wieder gemeinsam mit der Volkshochschule Frankenthal (VHS) organisiert wurde. Der Förderverein informierte über die 61 Stolpersteine, die inzwischen in Frankenthal verlegt wurden. Die Kooperation mit der VHS bietet dem Verein die Möglichkeit, über das offizielle VHS-Programm ein größeres Publikum zu erreichen. Der Besuch der Vorträge könnte jedoch besser sein.

 

Auch die beiden Frankenthaler Zeitungen, DIE RHEINPFALZ und das   WOCHENBLATT FRANKENTHAL, berichten regelmäßig über die Arbeit des Fördervereins.

 

Der Förderverein erinnerte am 14. September 2014 im Rahmen des Europäischen Tages der Jüdischen Kultur mit drei Führungen an die Geschichte der Juden in Frankenthal. Dieser Tag besteht seit 1999. Jüdische und nicht-jüdische Organisationen in fast 30 europäischen Ländern informieren über das europäische Judentum, seine Geschichte, Traditionen und Bräuche. Auf lokaler und regionaler Ebene finden Führungen zu Stätten jüdischer Kultur, Konzerte, Ausstellungen und Vorträge statt.


Unter dem Thema "Ehre und Tod für's Vaterland - Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg" informierte Herbert Baum vom Förderverein mit einem VHS-Vortrag am 6. November 2014. Am 1. August 1914 begann in Europa ein Krieg, in den im Laufe von vier Jahren insgesamt 40 Länder verwickelt wurden. Viele deutsche Juden waren ausgesprochen deutschnational gesinnt. Bei Kriegsbeginn meldeten sie sich als überzeugte Patrioten freiwillig "zu den Waffen", um für ihr Vaterland zu kämpfen. Von den zirka 100.000 jüdischen Soldaten wurden rund 12.000 getötet. 31.000 deutsche Soldaten jüdischen Glaubens wurden auf Grund ihrer Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

 

Ebenso wie in den Befreiungskriegen gegen Napoleon von 1813 bis 1815 erhoffte sich die jüdische Gemeinde in Deutschland von einer Teilnahme am Ersten Weltkrieg die ersehnte Anerkennung und Integration in die (christliche) Gesellschaft. Der Vortrag beschreibt, dass sowohl 1815 als auch 1918 diese Hoffnung bitter enttäuscht wurde. Die Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde nicht zuletzt "den Juden" zugeschrieben. Adolf Hitler hat diese in großen Teilen der herrschenden Eliten und in der Bevölkerung vorhandene Stimmung konsequent genutzt. Sie führte zur Ermordung fast der gesamten jüdischen Bevölkerung in Europa.


Alexander Fehling spielt den Zivildienstleistenden Sven Lehnert.

Zum Nationalen Gedenktag am 27. Januar 2015 zeigt der Förderverein Filme in Schulen und im Dathenushaus. Vor 70 Jahren, am 27. Januar 1945, wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit.

 

Im Film "Am Ende kommen Touristen", der bereits 2009 mit großem Erfolg im LUX-Kino gezeigt wurde, absolviert ein junger Zivildienstleistender seinen Dienst in der heutigen Gedenkstätte KZ Auschwitz. Mit ihm kann sich die heutige Generation besser identifizieren als mit den historischen Dokumentationsfilmen.

 

Der Film "Im Himmel, unter der Erde" informiert über den jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee. Der 1880 angelegte Friedhof bietet mit seinen 115 000 Grabstellen eine spannende und doch unterhaltsame aufbereitete Basis für viele Geschichten.

Vermutlich 1785 wurde die Jüdische Gemeinde in Frankenthal gegründet. Der Brief des Gemeindevorstandes stammt aus diesem Jahr.

Am 8. März 2015, 11.30 Uhr, findet im Ludwigshafener Pfalzbau die bundesweite Eröffnung der Woche der Brüderlichkeit statt. In der Metrolopolregion Rhein-Neckar organisieren die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und andere Organisationen zahlreiche Veranstaltungen.

 

Der Förderverein erinnert mit einem VHS-Vortrag am 12. März 2015, 19 Uhr, an die Geschichte der Jüdischen Gemeinde in Frankenthal. Mit dem Satz "Herrlich ist es, wenn Menschen sich als Brüder erkennen und lieben", wurde 1885 die zweite Synagoge eingeweiht.

 

Die Jüdische Gemeinde Frankenthal wurde um 1785 gegründet. Sie könnte in diesem Jahr das 230-jährige Jubiläum feiern. Die Synagoge wurde am 28. August 1885 in der Glockengasse 12 eingeweiht, vor 130 Jahren. Beide Jubiläen unterstreichen die Bedeutung der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Frankenthal. 1818 lebten in Frankenthal 136 Juden, 1858 waren es 229, 1880 etwas mehr als 300 und 1900 schließlich 372. Das waren zirka zwei Prozent der Gesamtbevölkerung der Stadt.

 

Die Einweihung der neuen Synagoge fand unter "reger Anteilnahme der Frankenthaler Bevölkerung" statt, schrieb die damalige Frankenthaler Zeitung am 29. August 1885. In seiner Festpredigt erinnerte der Bezirksrabbiner Dr. Jakob Salvendi aber auch daran, dass die Zeit leider nicht frei sei von betrübenden Merkmalen des Glaubens- und des Rassenhasses. Er beendete seine Rede mit den Worten: "Herrlich ist es, wenn Menschen sich als Brüder erkennen und lieben."

 

1933 begann die systematische Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung auch in Frankenthal. Viele konnten rechtzeitig flüchten. Die meisten, die in Deutschland blieben, wurden später in den Vernichtungslagern ermordet. Mit der Deportation der 39 noch in Frankenthal lebenden Kinder, Frauen und Männer am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südwestfrankreich endete die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Frankenthals. Heute leben wieder Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion in Frankenthal. Sie beteiligen sich am Leben der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz und besuchen die Synagoge in Ludwigshafen.

Helmut Foth

Am 10. März 2015, 19 Uhr, informiert Pfarrer Helmut Foth (Foto) in einem VHS-Vortrag über "Luther und die Juden". VHS-Bildungszentrum Frankenthal, Schlossergasse 8 – 10, Eintritt frei.

 

Mit dem Reformationsjubiläum 2017 erinnert die Evangelische Kirche an das Leben und Wirken Martin Luthers vor 500 Jahren. Seine Haltung gegenüber den Juden ist auch heute noch Anlass für Interpretationen und Diskussionen.

 

Helmut Foth war viele Jahre Religionslehrer im Albert-Einstein-Gymnasium in Frankenthal und ist Mitglied des Fördervereins.

 

Am 6. September 2015 findet der Europäische Tag der jüdischen Kultur statt. Bei drei Führungen informiert der Förderverein über die Stolpersteine in Frankenthal (11 Uhr), über die beiden jüdischen Friedhöfe (15 Uhr) und über das jüdische Leben in Frankenthal in den vergangenen 230 Jahren (17 Uhr).

 

 

Das Schild weist auf die verschiedenen Internierten-Gruppen hin. Es fehlen die Gruppen der deportierten Juden aus der Pfalz und dem Saarland.

Am 22. Oktober 1940, vor 75 Jahren, wurden über 6.500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland - vom Säugling bis zum 98jährigen Greis - auf Betreiben der Gauleiter Robert Wagner und Josef Bürckel in das im unbesetzten Frankreich gelegene Internierungslager Gurs am Rande der Pyrenäen deportiert. Für viele von ihnen war dies nur eine Zwischenstation in die Vernichtungslager des Ostens. Die Deportation der pfälzischen Juden nach Gurs im Oktober 1940 bedeutete gleichsam das Ende der jüdischen Gemeinden in den Städten und Dörfern der Pfalz, die 1933 noch 6.487 jüdische Einwohner zählten.

 

Das Land Rheinland-Pfalz, der Bezirksverband Pfalz und der Förderverein organisieren zahlreiche Veranstaltungen über die Deportation. In einem VHS-Vortrag im Oktober 2015 wird der Förderverein über die Deportation aus Frankenthal und die heutige Erinnerungsarbeit informieren. Außerdem werden im Oktober 2015 zum fünften Mal Stolpersteine in Frankenthal verlegt.

 

Die Gedenktafel in Saulheim erinnert an alle Opfer der NS-Diktatur.

Leider hat der Förderverein keine aktuelle Rückmeldung über seine Anregung, in Frankenthal mit einer Gedenktafel an alle Opfer des NS-Systems zu erinnern. Der Förderverein hatte vorgeschlagen, in der Halle unter dem Rathaus die Gedenktafel zu installieren.

 

Die einsturzgefährdete Sandsteinmauer auf dem alten jüdischen Friedhof wird weiter durch einen Bauzaun eingerahmt. Seit zwei Jahren fehlt eine angemessene Entscheidung über die Zukunft der Mauer.

 

Auch zum Ende des Jahres 2014 hat die Sparkasse Rhein-Haardt eine Spende an den Förderverein überwiesen.

 

Der Kontostand des Vereins erlaubt jetzt eine angemessene Lösung, sämtliche Texte, Dokumente, Fotos und Filme durch digitale Speichermedien für zukünftige Generationen zu erhalten. Das Stadtarchiv wird eine Kopie erhalten.

 

Der Förderverein wünscht allen Mitgliedern und Freunden

ein friedliches Weihnachtsfest und Gesundheit im Jahr 2015

 


 

An die "Reichskristallnacht" vom 9. November 1938 erinnern

Gedenkveranstaltung im Rathaus und in der Glockengasse

Die Synagoge auf einer Postkarte um 1900.

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal erinnert am 9. November jedes Jahr an die "Reichskristallnacht" in Frankenthal.

 

Die Gedenkveranstaltung beginnt am 9. November 2014, 18 Uhr, im Foyer des Rathauses, Rathausplatz.

 

Oberbürgermeister Theo Wieder erinnert an die Ereignisse am Morgen des 10. Novembers 1938. Werner Schäfer vom Förderverein stellt in einem Foto-Vortrag Nachkommen Frankenthaler Juden vor. Schüler der Städtischen Musikschule gestalten die Veranstaltung musikalisch. Gegen 18.40 Uhr gehen alle zum Gedenkplatz in die Glockengasse, wo früher die Synagoge stand. Rüdiger Stein (Förderverein) informiert über "Antisemitismus heute".

 

Schülerinnen und Schüler aus Ungarn, die zurzeit im Pfalzinstitut Hören und Kommunikation zu Gast sind, nehmen an der Gedenkveranstaltung teil.

 

Die Nacht vom 9. auf 10. November 1938 bleibt den Juden weltweit als "Reichskristallnacht" bis heute in Erinnerung. In 48 Stunden wurden in Deutschland mindestens 91 Juden ermordet, mehr als 1400 Synagogen und Beträume verwüstet und etwa 7500 Geschäfte geplündert.

 

Auch in Frankenthal wurde am Morgen des 10. November die Synagoge in der Glockengasse in Brand gesteckt. Der Brand der Synagoge war allerdings nur der erste Teil der schrecklichen Tragödie. Noch während die Feuerwehr die Flammen bekämpfte, zogen Frankenthaler Nationalsozialisten durch die Stadt und verwüsteten zahlreiche jüdische Geschäfte und Wohnungen. Ihnen folgte wenig später die Geheime Staatspolizei (Gestapo), die 23 Frankenthaler Juden in "Schutzhaft" nahm, unter anderem Julius Abraham und Carl Schweitzer. Sie wurden am nächsten Tag in das Konzentrationslager Dachau bei München überführt. Zahlreiche Frankenthaler wurden Zeugen der Zerstörungen und Plünderungen, die bis in die späten Nachmittagsstunden dauerten. Die jüdischen Frauen und Kinder wurden auf Anordnung der NSDAP-Gauleitung noch am 10. November aus der Pfalz ausgewiesen.

 

Die Schadensliste von Julius und Elsa Abraham mit den in ihrer Wohnung zerstörten Gegenstände.

Ab 1. April 1937 hatten Julius und Elsa Abraham ihr Möbelgeschäft in der Wormser Straße 27 an die Geschwister Lina Schüssler und Hermann Völker (Möbelhaus Schüssler & Völker oHG) verpachtet. Sie wohnten weiterhin in ihrer Wohnung im Obergeschoss. Am 10. November wurde auch die Wohnung von Julius und Elsa Abraham geplündert und zahlreiche Einrichtungs- gegenstände zerstört. 

 

Auf zwei Seiten hat Julius Abraham die Schäden aufgelistet. Den Schaden schätzte er auf 7320 RM. Der Wert der noch vorhandenen defekten Möbel schätzte er auf 1000 RM.

 

Bei einer Konferenz des damaligen Reichsinnenministers Hermann Göring am 12. November 1938 wurde beschlossen, dass Deutschlands Juden eine "Kontribution" von einer Milliarde Reichsmark auferlegt wurde – für die ihnen zugefügten Schäden in der "Reichskristallnacht".

 

Aufgrund der 2. Durchführungsverordnung über die Sühneleistung der Juden vom 19. Oktober 1939 (RGBl. I S. 2059) wurden die Abgaben um weitere 5 Prozent erhöht.

 

In einem Schreiben vom 30. Oktober 1939 an Julius Israel Abraham wurde diese Forderung vom Kreiswirtschaftsberater Scholl erhoben. Scholl war hauptamtlicher Bürgermeister der Stadt Frankenthal.

 

Laut eines Dokumentes hat Julius Abraham überwiesen:

 

Verfügung am 15.12.1938

Judenvermögensabgabe          1. Rate           13 000.00 RM



31.7.1939

Überweisung Judenvermögensabgabe            13 544.10 RM

 

9.8.1939

Überweisung Judenvermögensabgabe            13 500.00 RM

 

Ehre und Tod für's Vaterland

Vortrag: Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg

Max Schweitzer, geboren am 5. Januar 1894, fiel als Kriegsfreiwilliger am 5. November 1914 bei Oostaverne in Belgien.

Unter dem Thema „Ehre und Tod für's Vaterland - Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg“ informiert der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal über ein aktuelles Thema.

 

Der Vortrag mit Fotos findet am

 

Donnerstag, 6. November 2014

19 Uhr

im Vortragssaal der Volkshochschule Frankenthal

Schlossergasse 8 – 10

 

statt.

 

Referent ist Herbert Baum.

Der Eintritt frei.

 

Am 1. August 1914 begann in Europa ein Krieg, in den im Laufe von vier Jahren insgesamt 40 Länder verwickelt wurden. Viele deutsche Juden waren ausgesprochen deutschnational gesinnt. Bei Kriegsbeginn meldeten sie sich als überzeugte Patrioten freiwillig "zu den Waffen", um für ihr Vaterland zu kämpfen. Von den zirka 100.000 jüdischen Soldaten wurden rund 12.000 getötet. 31.000 deutsche Soldaten jüdischen Glaubens wurden auf Grund ihrer Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

 

Ebenso wie in den Befreiungskriegen gegen Napoleon von 1813 bis 1815 erhoffte sich die jüdische Gemeinde in Deutschland von einer Teilnahme am Ersten Weltkrieg die ersehnte Anerkennung und Integration in die (christliche) Gesellschaft. Der Vortrag beschreibt, dass sowohl 1815 als auch 1918 diese Hoffnung bitter enttäuscht wurde. Die Niederlage im Ersten Weltkrieg wurde nicht zuletzt „den Juden“ zugeschrieben. Adolf Hitler hat diese in großen Teilen der herrschenden Eliten und in der Bevölkerung vorhandene Stimmung konsequent genutzt. Sie führte zur Ermordung fast der gesamten jüdischen Bevölkerung in Europa.

 

Im Vortrag werden die jüdischen Soldaten aus Frankenthal, soweit sie bekannt sind, vorgestellt. Isaac und Isabella Schweitzer vom Kaufhaus Schweitzer & Wertheimer in Frankenthal hatten elf Kinder. Fünf Söhne - Karl, Hugo, Heinrich, Josef Friedrich und Max - waren Soldaten im Ersten Weltkrieg. Max Schweitzer (Foto), geboren am 5. Januar 1894, fiel als Kriegsfreiwilliger am 5. November 1914 bei Oostaverne in Belgien.

Kriegerdenkmal aus dem Jahr 1936.

1936 weihten die Nationalsozialisten auf dem Jahnplatz in Frankenthal ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die 653 gestorbenen Frankenthaler Soldaten des Ersten Weltkrieges ein und veröffentlichten die Namen in einem Gedenkbuch.

 

In einem Schulprojekt 1999 entdeckte eine Klasse des Karolinen-Gymnasiums, dass die drei gestorbenen jüdischen Soldaten nicht mitgezählt und nicht erwähnt wurden. Eine Tafel erinnert seitdem an Leopold Gutmann, Richard Lurch und Max Schweitzer.

 

Eine Platte auf dem Sockel des Denkmals erinnert an die drei getöteten Soldaten Leopold Gutmann, Richard Lurch und Max Schweitzer.

Europäischer Tag der jüdischen Kultur

Drei Führungen am Sonntag  14. September 1940

Plakat zum Europäischen Tag der jüdischen Kultur am 14. September 2014.

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal erinnert im Rahmen des Europäischen Tages der Jüdischen Kultur mit drei Führungen an die Geschichte der Juden in Frankenthal. Dieser Tag besteht seit 1999. Er findet in diesem Jahr am Sonntag, 14. September statt. Jüdische und nicht-jüdische Organisationen in fast 30 europäischen Ländern erinnern an das europäische Judentum, seine Geschichte, Traditionen und Bräuche. Auf lokaler und regionaler Ebene finden Führungen zu Stätten jüdischer Kultur, Konzerte, Ausstellungen und Vorträge statt.

 

Die drei Führungen in Frankenthal sind kostenlos. Bei Dauerregen falls sie aus.

Stolpersteine für die Familie des Kantors Heinrich Schottland.

Eine Führung zum Thema Stolpersteine in Frankenthal bietet Rüdiger Stein am Sonntag, 14. September, 11 Uhr, an. Treffpunkt ist vor der Zwölf-Apostel-Kirche, Carl-Theodor-Straße.

 

In Frankenthal erinnern 61 Stolpersteine vor deren ehemaligen Häusern und Wohnungen an das Schicksal jüdischer Menschen. Der Kölner Künstler Gunter Demnig, Initiator der erfolgreichen Aktion, hat bei fünf Terminen (April 2005, April 2006, November 2006 und November 2013) hier bisher 61 Steine verlegt. Alle Steine wurden von Bürgerinnen und Bürgern gespendet. Ein Stolperstein kostet zurzeit 120 Euro. Für die Jahre 2015 und 2016 sind weitere Verlegungen geplant.

 

Internet: www.stolpersteine.com

Werner Schäfer informiert über die beiden jüdischen Friedhöfe in Frankenthal.

Über die beiden Jüdischen Friedhöfe in Frankenthal informiert nachmittags Werner Schäfer ab 15 Uhr. Treffpunkt ist vor der Trauerhalle des Städtischen Friedhofs, Eingang Wormser Straße. Das älteste Grab stammt aus dem Jahr 1826.

Die zweite Synagoge in der Glockengasse in Frankenthal.

Bei einer Führung durch die Innenstadt informiert Herbert Baum um 17 Uhr vor den wichtigsten Stationen mit Fotos über die Geschichte der Juden in Frankenthal. Treffpunkt Gedenkplatz (Spielplatz) Glockengasse.

 

Die Führungen sind kostenlos. Bei Dauerregen fallen sie aus.

 

Die Jüdische Gemeinde Franken- thal wurde um 1785 gegründet. Am 28. August 1885 fand die Einweihung einer zweiten, neuen Synagoge in der Glockengasse 12 unter "reger Anteilnahme der Frankenthaler Bevölkerung" statt, wie die damalige Frankenthaler Zeitungen schrieb.

 

Im Jahr 1900, als die aufstrebende Industriestadt 16.899 Einwohner hatte, lebten hier 371 Juden, das waren rund zwei Prozent.

 

1933 begann die systematische Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung auch in Frankenthal. Viele konnten rechtzeitig flüchten. Die meisten, die in Deutschland blieben, wurden später in den Vernichtungslagern ermordet.

 

Mit der Deportation der 39 noch in Frankenthal lebenden Kinder, Frauen und Männer am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südwestfrankreich endete die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Frankenthals.

 

Heute leben wieder Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion in Frankenthal. Sie beteiligen sich am Leben der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz und besuchen die Synagoge in Ludwigshafen.

 

 

61 Stolpersteine in Frankenthal

Erinnerung an die Familien Rahlson,

Schottland und Mann

In der Gartenstraße 11 verlegte Gunter Demnig sechs Stolpersteine für die Familie des Kantors Heinrich Schottland.

Am Montag, 18. August 2014, verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig in Frankenthal weitere elf Stolperseine für jüdische Männer, Frauen und Kinder. Damit hat der Initiator der erfolgreichen Aktion bei fünf Terminen (April 2005, April 2006, November 2006 und November 2013) hier bisher 61 Steine verlegt.

 

"Auch die elf Steine heute wurden von Bürgerinnen und Bürgern gespendet", informierte Herbert Baum vom Förderverein für jüdisches Gedenken: "Ein Stolperstein kostet zurzeit 120 Euro. Für die Jahre 2015 und 2016 sind weitere Verlegungen geplant."

 

Internet: www.stolpersteine.com

 

"Die Stolpersteine sollen gedanklich zum Stolpern, Haltmachen, Nachdenken und Erinnern anregen", betonte Oberbürgermeister Theo Wieder, der sich seit 2005 für die Verlegung von Stolpersteinen in Frankenthal einsetzt: "Sie erinnern an Familien, die zum Teil über viele Generationen hier gelebt und gearbeitet, das Leben der Stadt mitgestaltet hatten und allein wegen ihrer Religion vertrieben wurden."

 

Wieder erinnerte an Artikel 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Dies sollte im Alltag gelebt und nicht relativiert werden, sagte er mit Blick auf die aktuelle Diskussion um Flüchtlinge. Wer gedanklich anderen Menschen Würde abspreche, der sei schon dabei, den nächsten Schritt vorzubereiten und sei "nicht weit weg von den Prozessen, die dazu geführt haben", in Deutschland eine Schreckensherrschaft zu errichten.

 

Ernst Rahlson

An den Augenarzt Ernst Rahlson, seine Frau Anna Rahlson und seinen Sohn Erich Rahlson erinnern im Foltzring 15 drei Steine. Der geachtete Bürger erhielt 1938 Berufsverbot. Er wurde im Januar 1944 im Konzentrationslager (KZ) Theresienstadt im Alter von 73 Jahren ermordet. Am Städtischen Klinikum wurde eine Straße nach ihm benannt.

 

Seine katholische Frau Anna starb im Oktober 1939 im Alter von 51 Jahren an den Folgen der ständigen Demütigungen.

Erich Rahlson

Erich Rahlson, 1913 geboren, absolvierte nach dem Abitur in Karlsruher erfolgreich ein Ingenieursstudium an der Mannheimer Ingenieursschule. 1939 floh er rechtzeitig in die USA. Nach 1945 besuchte er mehrmals Frankenthal und traf sich hier mit Gertrud Wetzel, mit der er zeitweise in der gleichen Schulklasse war.Die engagierte Politikerin verfasste 1971 und 1976 zwei Texten in der Zeitschrift "Frankenthal – Einst und jetzt" über das Leben der Familie Rahlson.

Die Familie Schottland im Jahr 1930 (hinten von links): Alexander Eduard, Gertrude und Edwin Schottland; (vorn von links): Heinrich Schottland, Tochter Hannah und Eugenie Schottland geborene Löb.

Als Heinrich Schottland im April 1938 in die USA emigrierte, schrieb das "Jüdischen Gemeindeblatt für die Rheinpfalz": "Schmerzbewegt sieht die jüdische Gemeinde Frankenthal ihren Beamten Schottland, der ihr nahezu 18 Jahre hindurch Lehrer, Kantor und Prediger gewesen und der so oft in der Synagoge seine Zuhörer durch Gesang und Wort zu erbauen verstand, aus ihrer Mitte scheiden."

 

Sechs Stolpersteine wurden vor dem ehemaligen Wohnsitz in der Gartenstraße 11 verlegt.

 

 

Richard und David Mann

Richard und Anna Mann wohnten ab dem 4. April 1913 in Frankenthal in der Westlichen Ringstraße 9. Er war Rechtsanwalt und erhielt später den Titel Justizrat. Zu seinem 60. Geburtstag gratulierte ihm die Lokalzeitung. Sie nennt ihn einen ruhigen Mann, der trotz seiner vielen Erfolge vor Gericht immer bescheiden geblieben ist. Er war Vorsitzender der Frankenthaler Anstaltskammer und Mitglied im Vorstand der Anwaltskammer des Oberlandesgerichtsbezirks Zweibrücken. 1936 erhielt er Berufsverbot und flüchtete 1938 nach England. Seine Frau starb bereits im April 1936.

 

Der Sohn Friedrich Mann, 1907 geboren, studierte Jura in Genf, München und Berlin. Er flüchtete mit seiner Frau Eleonore 1933 nach England. Sie hatten drei Kinder: Richard David, Jessica und Nicola.

 

Zwei Stolpersteine wurden in der Westlichen Ringstraße 9 verlegt.

 

Gunter Demnig (links) sowie Richard und Laura Thomas vor dem Haus ihrer Vorfahren in der Westlichen Ringstraße 9.

Zur Verlegung kamen auch Richard Thomas – ein Ur-Urenkel von Richard Mann – mit seiner 13-jährigen Tochter Laura. Sie konnten das Haus der Vorfahren auch von innen sehen.

 

Die Stolpersteine sehe er als Verbindung zwischen ihm und Deutschland, sagte Richard Thomas. Er und seine Familie haben seit einem Jahr neben der britischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft, nachdem er erfahren hatte, dass laut Grundgesetz die Nachfahren der ab 1933 ausgebürgerten Deutschen ein Anrecht auf die deutsche Staatsbürgerschaft haben. Thomas erklärt diesen Schritt damit, dass "die englische Politik immer nationalistischer" werde und sich von Europa entferne. Er jedoch wolle Europäer bleiben. Inzwischen lernt die vierköpfige Familie fleißig Deutsch und hat sich in Berlin eine Wohnung gekauft.

 

Frankenthaler Synagoge: Urkunde der Grundsteinlegung vom 13. Februar 1884 erworben

Die Museumsstiftung Frankenthal hat die Urkunde von der Grundsteinlegung der Synagoge (hier die obere Hälfte) vom 13. Februar 1884 gekauft.

 

 

Die Museumsstiftung Frankenthal, in der die Stadtverwaltung, die Fraktionen im Stadtrat und der Altertumsverein Mitglied sind, hat die Urkunde aus der Grundsteinlegung für die zweite Synagoge vom 13. Februar 1884 im Juli 2014 gekauft.

 

Zweimal innerhalb eines Jahres wurde dem Förderverein die Urkunde von der Grundsteinlegung zum Kauf angeboten. Ein Rabbiner, der jetzt in Jersualem lebt, hatte sie angeboten.

 

Hier der Text der oberen Hälfte:

 

Dies ist der Grundstein der Synagoge gewidmet zum ewigen Gedenken. (Hebräischer Text)

 

Frankenthal, 18 Shvat 5644 = 13 February 1884

 

Nachdem bereits während eines Jahrhunderts ein bescheidenes Synagogen-Gebäude der kleinen israelitischen Kultusgemeinde Frankenthal ausreichend gedient hatte, erheischte das Wachsthum der Gemeinde ein größeres Gotteshaus. Solches zu errichten, traf Gemeinde opferwillig zusammen und so ward nun heute - den 13ten Februar 1884 - dieser Grundstein zu der nun zu erbauenden Synagoge in Gegenwart der Sxxxxktx- Verwaltungs-, städtische & geistlichen Behörden, sowie der Wortführer & Mitglieder der isr. Kultusgemeinde gelegt

 

– im 20. Jahr der Regierung Seiner Majestaet des Koenigs Ludwig II von Bayern, im 14. Jahre der Errichtung des deutschen Reiches durch Seine Majestaet den deutschen Kaiser Wilhelm I., Koenig von Preußen.

 

Präsident der kgl. bayer. Regierung der Pfalz ist gegenwärtig Seine Excellenz Staatsrath i. a. o. D. Paul von Braun;

Vorstand des kgl. bayer. Bezirksamts Frankenthal Rudolf Freiherr Loeffelholz, von Colberg,

Assessor daselbst Karl Krazeisen.

 

Die Vertreter der Stadt Frankenthal sind:

Heinrich Pohly, Bürgermeister

Ludwig Neumayer I. Adjunkt,

Jakob Gerhard, II. Adjunkt.

 

Die israelitische Kultusgemeinde zählt 304 Seelen, darunter 76 selbständige Mitglieder.

 

Vorsteher der isr. Kultusgemeinde sind: Marx Kaufmann, Synagogenvorstand, Jakob Mann & Jakob Kaufmann, Synagogen-Ausschuß-Mitglieder

 

Rabbiner: Dr. Adolf Salvendi mit dem Sitze in Dürkheim a(n)/ (der) H(aardt)

 

Lehrer und Vorbeter: Isaak Singer;

Synagogendiener: Lazarus Baer

 

Sekretär und Kultus-Einnehmer: Georg Klein (Bezirksamts-Oberschreiber)

 

Der Bauplan zur Synagoge wurde von dem Bezirksbauschaffner Johannes ......

 


(Die untere Hälfte der Urkunde)

 

 

Vorsteher der isr. Kultusgemeinde sind: Marx Kaufmann, Synagogenvorstand, Jakob Mann & Jakob Kaufmann, Synagogen-Ausschuß-Mitglieder

 

Rabbiner: Dr. Adolf Salvendi mit dem Sitze in Dürkheim a(n)/ (der) H(aardt)

 

Lehrer und Vorbeter: Isaak Singer;

Synagogendiener: Lazarus Baer

 

Sekretär und Kultus-Einnehmer: Georg Klein (Bezirksamts-Oberschreiber)

 

Der Bauplan zur Synagoge wurde von dem Bezirksbauschaffner Johannes Lehner in Frankenthal gefertigt &

ist diesem auch ev. bei dessen Verhinderung seinem Assistenten Theodor Dilg die Leitung des Baus übertragen.

 

Bei der Ausführung des Baues wirken folgende Meister mit.

1.Bayer Georg, Schieferdecker in Frankenthal

2.Bennighoff Georg, Schreiner, daselbst

3.Disqué Phillip, Glaser daselbst

4.Gerolstein Phillip, Mauer in Obersülzen

5.Kilthau Jakob, Pflasterer in Frankenthal

6.Kopfmiller Heinrich, Maler daselbst

 

7. Langfritz Karl, Maler daselbst

 

8. Meyer Wilhelm, Zimmermann daselbst

 

9. Scherr Ludwig, Steinhauer in Eisenberg

 

10. Schnoeller Anton, Gypser in Frankenthal,

 

11. Zunn Martin II., Spengler daselbst

 

Diese Urkunde ist der Nachwelt mit dem Wunsche gewidmet, daß sie bei Auffindung derselben ebenso unserer gedenken mögen,

wie wir beim Abschiede vom alten Gotteshauses Jener gedachten, die längst der Vergangenheit angehören.

 

Möge der Bau rüstig fortschreiten, ohne Unfall vollendet werden und dies zu errichtende Gotteshaus stets seinem hohen Zwecke,

der Verehrung Gottes und der Erweckung und Förderung wahrer Menschenliebe dienen.

 


Die Herkunft der Urkunde ist nicht bekannt

 

In den Medien kann man immer wieder lesen, welche Auswirkungen vor allem der Zweite Weltkrieg auf den Bestand und die Eigentumsrechte vieler Kunstwerke und Dokumente hat.

 

Hier einige Aspekte zur Urkunde der Frankenthaler Synagoge:

 

Wurde die Urkunde im Zuge der NS-Verfolgung 1938-1940 ("Reichskristallnacht" am 9. November 1938; Deportation aller in Frankenthal lebenenden Juden am 22. Oktober 1940) oder zwischen 1940 -1945 aus der Synagoge entwendet, oder erst bei Abbruch der Ruine, die zwischen 1945-1952 im Besitz der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz war.

 

Bei Entwendung 1938-1940-1945 ist die Frage zu stellen, wie weit es sich bei dem Stück um geraubtes Kulturgut gemäß der Washingtoner Erklärung von 1998 handelt.

 

Wurde das Stück von einem Mitglied der jüdischen Gemeinde entnommen, der evtl. emigrieren konnte? Wurde das Stück von der Gestapo oder anderen Repräsentanten des NS-Regimes gestohlen und dann verkauft? In dem zweiten Fall hätte die Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz sogar bei Erwerb durch die öffentliche Hand einen Rechtsanspruch auf dieses Stück.

 

Bei Entnahme der Urkunde in der Zeit nach 1945 bestünde kein Rechtsanspruch der Jüdischen Gemeinde mehr, da sich die Ruine im Besitz der Rechtsnachfolgerin der Jüdischen Gemeinde von Frankenthal befand und dann wieder verkauft wurde.

 

 

Zwischen den Welten zweier Frauen

Texte, Musik und Bilder erinnern an

Nelly Sachs und Selma Meerbaum-Eisinger

Martina Roth vom Bewegtbildtheater Trier

Als das jüdische Mädchen Selma Meerbaum-Eisinger im Dezember 1942 mit 18 Jahren in einem SS-Arbeitslager an Flecktyphus stirbt, hat sie 57 Gedichte geschrieben. Sich richten sich an ihren Freund, der in einem anderen Lager Zwangsarbeit leistet.

 

Als Nelly Sachs 1966 den Nobelpreis für Literatur erhielt, war sie 75 Jahre alt. Ihre ersten Gedichte hatte sie mit 17 Jahren geschrieben. Sie blieb unverheiratet, nachdem eine Liebesbeziehung zu einem geschiedenen Mann vom Vater unterbunden worden war. Allerdings hielt sie die Beziehung zu dem namentlich unbekannten Mann vermutlich über Jahrzehnte aufrecht.

 

Selma Meerbaum-Eisinger und Nelly Sachs verbindet nicht nur ihre jüdische Herkunft. Beide leiden unter der unerfüllten Liebe zu einem Mann in einem sehr frühen Zeitpunkt ihres Lebens

 

Das Bewegtbildtheater aus Trier mit Martina Roth (Gesang und Texte) und Johannes Conen (Gitarre) präsentiert am 3. Juli 2014, 9.50 Uhr, in der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) in Frankenthal, unter dem Titel "Herzkeime - Zwischen den Welten zweier Frauen" Gedichte der beiden Frauen. Der Eintritt kostet 2 Euro. Interessierte Bürger sind eingeladen.

 

"Wir bietet mit dieser Aufführung, die 75 Minuten dauert und für junge Menschen ab 16 Jahren empfohlen wird, einen besonderen Zugang zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust", informiert Herbert Baum vom Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal: "Neben den historischen Fakten stehen vor allem die Texte, die Musik und die Präsentationsformen im Mittelpunkt."

 

Aufgrund des Engagements der Deutschlehrerin Gesa Ibrom vom AEG und der Geschichtslehrerin Anneli Langhans-Glatt vom Karolinen-Gymnasium haben sich bereits rund 300 Schülerinnen und Schüler angemeldet.

 

Die Veranstaltung wird finanziell unterstützt von der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz.

Selma (rechts) und ihre Freundin Else

Selma Meerbaum-Eisinger wird 1924 in Czernowitz (heute: Ukraine) geboren. Ihr Vater, Max Meerbaum, stirbt, als Selma zwei Jahre alt ist. Selma wächst mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater Leo Eisinger auf und wird ein lebenslustiges, literatur-begeistertes Mädchen. In ihrer zionistischen Jugendgruppe Hashomer Hatzair verbringt sie viel Zeit mit ihren Freundinnen Renée, Else und Margit und ihrem Schwarm Lejser.

 

Ende der 1930er Jahre beginnt sie, Gedichte zu schreiben, auf Deutsch. Sie handeln von der Liebe, von unerwiderten Gefühlen und vom Glück, am Leben zu sein. Als wollte sie sich gegen alle Bedrohungen und Zwänge zur Wehr setzen, erzählt Selma mit ihren 57 Gedichten von ihrer Liebe und der gleichzeitigen, der dunklen Ahnung, dass sich nichts von ihren Wünschen erfüllen wird.

 

Am 28. Juni 1942 werden Selma und ihre Eltern von der SS abgeholt. Alle Wertgegenstände werden beschlagnahmt, die Familie muss auf einen Lastwagen klettern, auf den alte Menschen und Kinder einfach geworfen werden. Auf den Sammelstellen werden die Menschen nochmals durchsucht. Alles, was von Wert ist, wird ihnen abgenommen. Nichts als der Tod, die Vernichtung durch Arbeit, wartet auf sie. Nach langen Eisenbahnfahrten in verschlossenen Viehwaggons und wochenlangem Aufenthalt in der sommerlichen Gluthitze des Lagers Cariera de piatra werden sie am 18. August 1942 der SS übergeben, die sie mit circa 400 anderen Juden über den Bug - und damit aus dem rumänisch verwalteten Gebiet hinausbrachte.

 

Im SS-Arbeitslager Michailowka arbeiten die Juden an der Heeresstraße IV für die Organisation Todt. Selma stirbt am 16. Dezember 1942 an Flecktyphus. Ihre Eltern werden am 10. Dezember 1943 wie alle noch lebenden Juden des Lagers von einer SS-Einheit erschossen. Von den 1.200 Juden, die insgesamt im Lager Michailowka gefangen waren, konnten im Laufe der Jahre 40 fliehen. Alle anderen wurden ermordet.

 

Mit ihren Gedichten verlässt Selma die Wirklichkeit und wohnt in ihren Traumworten - allein, ohne jedes Echo. Schreiben ist ihr Leben, ist Überleben in einer anderen Ebene. Selmas Worten sind an den Geliebten gerichtet: „Komm zu mir, dann wieg’ ich dich, / wiege dich zur Ruh’. / Komm zu mir und weine nicht, / mach die Augen zu.“

 

Am 23. Dezember 1941 schreibt Selma: „Das ist das Schwerste: sich verschenken / und wissen, dass man überflüssig ist, / sich ganz zu geben und zu denken, / dass man wie Rauch ins Nichts verfließt.“ Selma benennt ihr Gedicht mit „Tragik“ und fügt mit einem roten Stift hinzu: „Ich habe keine Zeit gehabt zu Ende zu schreiben. Schade dass du dich nicht von mir empfehlen wolltest. Alles Gute Selma.“

 

Das Album, in das sie schrieb, war für Lejser Fichman bestimmt. Ihre 57 Gedichte sind ihm gewidmet, ihrer ersten und letzten Liebe. Auch Lejser Fichman war im Czernowitzer Getto. Nach der Auflösung des Gettos im November 1941 wird er im Februar 1942 zur Zwangsarbeit in das rumänische Arbeitslager Tabaresti transportiert. Wie auch Paul Celan und Moses Rosenkranz; sie bauen Straßen in Rumänien. Selma sieht Lejser nie wieder.

 

Kurz vor ihrer Deportation im Juni 1942 lässt Selma ihr Album über Umwege Lejser zukommen. Bis 1944 verwahrt Lejser das Album seiner Freundin, von der ihn kein Lebenszeichen mehr erreicht. Nach der Auflösung der Arbeitslager 1944 gibt er das Album an Selmas Freundin Renée Abramovici-Michaeli. Er will nach Palästina. Sein Versuch scheitert. Lejser erreicht Palästina nicht. Ein sowje-tisches U-Boot torpediert das über und über mit jüdischen Flüchtlingen belegte Schiff "Mefkure" im Schwarzen Meer. Renée kann aus dem Arbeitslager durch das kriegszerstörte Europa nach Paris fliehen.

 

1948 erreicht die Schulfreundin Selmas Israel. Der vorausgeschickte Koffer geht verloren; doch sie trägt die Gedichte im Handgepäck. Renée: "Mit den Gedichten Selmas hab’ ich die Heimat herumgetragen und hierher gebracht."

 

Im Internet erinnern Texte, Fotos und Videos an Selma: www.selma.ws

 

Nelly Sachs um 1910

Nelly (Leonie) Sachs wurde am 10. Dezember 1891 in Berlin-Schöneberg geboren und starb am 12. Mai 1970 in Stockholm (Schweden). Sie war eine jüdische deutsch-schwedische Schriftstellerin und Lyrikerin. 1966 erhielt sie – gemeinsam mit Samuel Joseph Agnon – den Nobelpreis für Literatur „für ihre hervorragenden lyrischen und dramatischen Werke, die das Schicksal Israels mit ergreifender Stärke interpretieren.“

 

Nelly Sachs wuchs in einer assimilierten jüdisch-großbürgerlichen Atmosphäre auf. Mit 15 Jahren war sie so fasziniert von Selma Lagerlöfs Debütroman Gösta Berling, dass sie mit der schwedischen Schriftstellerin in einen Briefwechsel eintrat, der über 35 Jahre andauerte. Erste Gedichte schrieb sie mit 17 Jahren.

 

Nelly Sachs lebte mit ihren Eltern zurückgezogen und nahm wenig am gesellschaftlichen Leben der 1920er Jahre teil. Sie blieb unverheiratet, nachdem eine Liebesbeziehung zu einem geschiedenen Mann vom Vater unterbunden worden war. Allerdings hielt sie die Beziehung zu dem namentlich unbekannten Mann vermutlich über Jahrzehnte aufrecht und wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zusammen mit ihm verhaftet – in einigen Gedichten ist später von einem "Bräutigam" die Rede, der in einem Konzentrationslager umgekommen sei. Genaueres dazu ist nicht bekannt.

 

1921 erschien mit Unterstützung des Schriftstellers Stefan Zweig Nelly Sachs' erster Gedichtband unter dem Titel Legenden und Erzählungen. Die frühen, melancholisch gefärbten Gedichte sind noch ganz von neoromantischen Einflüssen geprägt und kreisen um Motive aus Natur und Musik.

 

Gegen Ende der 1920er Jahre wurden ihre Gedichte in verschiedenen Berliner Zeitungen gedruckt. Kritik und Publikum erkannten ihre Lyrik gleichermaßen an.

 

Nach jahrelanger Krebserkrankung starb 1930 ihr Vater. In den 1930er Jahren lebten sie so unauffällig und zurückgezogen, wie das für Juden möglich und notwendig war. Wiederholt wurde sie zu Gestapo-Verhören einbestellt, die Wohnung wurde von SA-Leuten geplündert. Gezwungenermaßen setzte sie sich mit ihrer jüdischen Herkunft auseinander. Sie bekam zu Beginn des Krieges Martin Bubers Erzählungen der Chassidim zu lesen und fand darin vertrautes mystisches Gedankengut wieder, das ihr Kraft gab.

 

Nelly Sachs und ihre Mutter konnten im Mai 1940 im letzten Moment – der Befehl für den Abtransport in ein Lager war bereits eingetroffen – mit einem Flugzeug nach Stockholm fliehen. Dort lebten die beiden Frauen unter ärmlichen Verhältnissen in einer Einzimmerwohnung. Nelly Sachs kümmerte sich um ihre alte Mutter und arbeitete zeitweise als Wäscherin. Sie lernte Schwedisch und übersetzte moderne schwedische Lyrik ins Deutsche. Ihre eigene Poesie änderte sich. Die Gedichte von 1943/1944 enthalten Bilder von Schmerz und Tod, sind eine einzige Todesklage für ihr gequältes Volk. Neben den Gedichten entstanden in den 1940er Jahren die zwei Dramen Eli und Abram im Salz.

 

In der Nachkriegszeit schrieb Nelly Sachs weiterhin über das Grauen des Holocaust.

 

In den 1950er Jahren begann sie eine Korrespondenz mit Paul Celan, den sie 1960 auch in Paris besuchte.

 

Erst 1957 und 1959 erschienen die ersten Werke in Deutschland. Nelly Sachs wurde von der jungen Literaturwelt der Bundesrepublik "entdeckt". 1959 erhielt sie einen ersten Literaturpreis, an ihrem 75. Geburtstag am 10. Dezember 1966 (zusammen mit Samuel Joseph Agnon) den Literaturnobelpreis.

 

 

Gute Zusammenarbeit mit Schulen

Mitgliederversammlung am 26. Mai 2014

Für die Familie des Frankenthaler Kantors Heinrich Schottland (vorne links) werden am 18. August 2014 in der Gartenstraße 11 sechs Stolpersteine velegt.

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal informiert in seiner öffentlichen Mitgliederversammlung am Montag, 26. Mai, 19 Uhr, im Kleinen Saal (Erdgeschoss) des Dathenushauses, Kanalstraße 8, über die gute Zusammenarbeit mit Schulen. Für das Trierer Bewegtbildtheater mit dem Programm "Herzkeime - Zwischen den Welten zweier Frauen" am 3. Juli in der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums haben sich rund 300 Schülerinnen und Schüler angemeldet.

 

Werner Schäfer berichtet über seine Teilnahme an einer Bar-Mizwa (Aufnahme eines jüdischen Jungen in die Gemeinde) in New York. Der Besuch der Synagoge in Speyer ist Anlass, über die Situation der Jüdischen Gemeinden in Deutschland zu diskutieren.

 

Am 18. August ab 13 Uhr verlegt der Kölner Künstler Gunter Demnig elf Stolpersteine für die Familien Rahlson im Foltzring 15, Schottland in der Gartenstraße 11 und Mann in der Westlichen Ringstraße 9. Ein Stolperstein kostet 120 Euro. Der Förderverein sucht nach Spendern.

 

In einem Vortrag am 6. November geht es um die jüdischen Soldaten im Ersten Weltkrieg. 

 

Stolpersteine für jüdische Familien

Aktion mit Gunter Demnig am 18. August 2014

Die Mörscher Straße und die Schillerschule (links). Im Eckhaus zur Gartenstraße (rechts mit rotem Dach) lebte die Familie des Kantors Schottland.

 

 

Der Kölner Künstler Gunter Demnig verlegt am 18. August 2014 11 Stolpersteine für drei jüdische Familien (siehe das Kapitel "Stolpersteine in Frankenthal"):

 

Familie Rahlson, Foltzring 15

Familie Mann, Westliche Ringstraße 9

Familie Schottland, Gartenstraße 11

 

Jeder Stolperstein kostet 120 Euro.

 

Der Förderverein bittet Bürgerinnen und Bürger um Spenden für diese Aktion.

 


Zwischen den Welten zweier Frauen

Texte, Musik und Bilder erinnern an Nelly Sachs und Selma Meerbaum-Eisinger

Bewegtbildtheater am 3. Juli 2014 im AEG

Martina Roth vom Bewegtbildtheater Trier

Am 3. Juli 2014, 9.50 Uhr, organisiert der Förderverein in der Aula des Albert-Einstein-Gymnasiums die Veranstaltung "Herzkeime - Zwischen den Welten zweier Frauen".

 

Eintritt: 2 Euro

 

Das Bewegtbildtheater aus Trier mit Martina Roth (Ge- sang und Texte) und Johan- nes Conen (Gitarre) präsen- tiert Gedichte der mit 18 Jahren gestorbenen Selma Meerbaum-Eisinger und der Nobelpreisträgerin Nelly Sachs.

 

Martina Roth bewegt sich zwischen den Welten dieser beiden jüdischen Frauen.


Selma Meerbaum–Eisinger und Nelly Sachs verbindet nicht nur ihre jüdische Herkunft. Beide leiden unter der unerfüllten Liebe zu einem Mann in einem sehr frühen Zeitpunkt ihres Lebens.

 

Selma Meerbaum–Eisinger wurde nur 18 Jahre alt und Nelly Sachs war 17, als sie an dieser unerfüllten Liebe beinahe zerbrach und die fortan zur Quelle ihres dichterischen Werkes wurde.

 

Der Förderverein bietet mit dieser Aufführung, die 75 Minuten dauert und für junge Menschen ab 16 Jahren empfohlen wird, einen besonderen Zugang zum Thema Nationalsozialismus und Holocaust. Neben den historischen Fakten stehen vor allem die Texte, die Musik und die Präsentationsformen im Mittelpunkt.

 

Die Veranstaltung wird finanziell unterstützt von der

 

Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Gedenkstätten und Erinnerungsinitiativen zur NS-Zeit in Rheinland-Pfalz

 

 

Besuch der Jüdischen Gemeinde in Speyer

Dienstag 29. April 2014

Die neue jüdische Synagoge (vorn) und das neue jüdische Gemeindezentrum am St. Guido-Stifts-Platz in Speyer.

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal besucht am Dienstag, 29. April, die Jüdische Gemeinde in Speyer. Daniel Nemirowsky, Geschäftsführer der Jüdischen Kultusgemeinde der Rheinpfalz, informiert über die neue Synagoge und das neue Gemeindezentrum sowie über den Alltag der Menschen in der Gemeinde.

 

Auf dem Weg zur alten Synagoge in der Innenstadt gibt es Informationen über die Geschichte der Juden in Speyer seit dem Jahr 1084. Rückkehr gegen 21 Uhr.

 

Mitfahrgelegenheit Treffpunkt 17.15 Uhr auf dem Parkplatz am Hallenbad Frankenthal, Am Kanal.

 

Bitte auf jeden Fall vorher anmelden: Herbert Baum, Telefon (06233) 69662, E-Mail: herbertbaumheb@aol.com.

 

Nach dem Vortrag von Werner Transier, Sammlungsleiter Numismatik und Judaika im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, über das Thema "SchUM – von dort aus geht die Lehre für ganz Israel..." im März 2014 bietet der Förderverein eine weitere informative Veranstaltung über die jüdische Geschichte der Stadt Speyer.

 

SchUM – von dort aus geht die Lehre für ganz Israel...

Vortrag am Dienstag 25. März 2014 19 Uhr

Referent: Dr. Werner Transier (Speyer)

Die Ruine der alten Synagoge in Speyer. Die Bildprojektionen zeigen die erste nachgewiesene Synagoge, die 1104 eingeweiht wurde.

 

In einem Vortrag am

 

Dienstag, 25. März 2014

19 Uhr

im VHS-Bildungszentrum Frankenthal, Schlossergasse 8-10, Vortragsraum,

 

referiert Dr. Werner Transier, Sammlungsleiter Numismatik und Judaika im Historischen Museum der Pfalz in Speyer, über das Thema:

 

SchUM – von dort aus geht die Lehre für ganz Israel...

 

Der Eintritt ist frei.

Dr. Werner Transier

Kurator

Sammlungen Judaika und Numismatik

Historisches Museum der Pfalz

Domplatz 4

D-67346 Speyer

Telefon: (06232) 132531

Fax:      (06232) 1325762


E-Mail: werner.transier@museum.speyer.de

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Synagoge in Worms

Am Beispiel der Lebensgeschichten des Mosche ben Jekuthiel von Speyer und der in Worms und Speyer wirkenden Familie des Jizchak ben Ascher haLevi wird die einzigartige Erfolgsgeschichte des politischen, religiösen und geistesgeschichtlichen Wirkens der Gelehrten von SchUM dargestellt.

 

"SchUM" ist eine Abkürzung aus den Anfangsbuchstaben der hebräischen Namen für Speyer (Schpira), Worms (Urmaisa/ Warmaisa) und Mainz (Magenza).

 

Diese drei großen Kathedralstädte des Mittel- und Oberrheins sind in der jüdischen Welt bis heute als SchUM-Gemeinden bekannt und gelten als "Wiege der Gelehrsamkeit" für das mittelalterliche Judentum in "Aschkenas", dem Gebiet nördlich der Alpen. Der Vortrag erklärt auch das Entstehen und die Struktur dieser Gemeinden.

 

Die neue Synagoge in Mainz (Foto: Lothar Limburg)

27. Januar ist Nationaler Gedenktag

für die Opfer des Nationalsozialismus

Rüdiger Stein vom Förderverein informierte über den politischen Widerstand gegen das NS-System in Frankenthal. In der Diskussion setzten sich die Schüler mit heutigen Widerstandsformen weltweit auseinander.

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar ist in Deutschland seit 1996 ein bundesweiter, gesetzlich verankerter Gedenktag. 

 

Er erinnert an alle Opfer des totalitären Regimes: Juden, Christen, Zeugen Jehovas, Sinti und Roma, Menschen mit Behinderung, Homosexuelle, politisch Andersdenkende sowie Männer und Frauen des Widerstandes und Zwangsarbeiter. Millionen Menschen wurden während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entrechtet, verfolgt, gequält und ermordet.

 

Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit.

 

Der Förderverein diskutierte morgens mit Schülerinnen und Schülern des Karolinen-Gymnasiums über politisch Verfolgte aus Frankenthal.

 

Die Ausstellung "Tatort Rheinland-Pfalz" - Aktuelle Formen des Rechtsradikalismus" informiert im Rathaus Frankenthal bis 7. Februar 2014..

Die Ausstellung "Tatort Rheinland-Pfalz" - Aktuelle Formen des Rechtsradikalismus" informiert im Rathaus Frankenthal.

 

In Rheinland-Pfalz sind die "Freien Kameradschaften" und die NPD die bedeutendsten neonazistischen Organisationen. Zwischen ihnen besteht eine rege Zusammenarbeit.

 

Gemeinsame Demonstrationen, Kundgebungen und Wahlkampfaktionen gehören ebenso zum Programm wie Rechts-Rock-Konzerte und Schulungsveranstaltungen für jüngere Aktivisten.

 

Die Ausstellung wurde erarbeitet durch das Bildungs- und Forschungswerk Saar-Lor-Lux, der Heinrich-Böll-Stiftung RLP und dem Netzwerk für Demokratie und Courage.

 

Bis 7. Februar 2014, täglich von 8 bis 17 Uhr, Rathaus Frankenthal, 2. Obergeschoss

 

 

Kindermuseum in Frankenthal

Jüdisches Leben seit rund 250 Jahren

Wo bis 1952 in der Glockengasse die Ruine der Synagoge stand, befindet sich heute ein Kinderspielplatz sowie ein Gedenkstein und eine Informationstafel zur Jüdischen Gemeinde.

21. Januar 2014. Das Kindermuseum des Erkenbert-Museums beschäftigt sich jeweils am letzten Mittwoch im Monat ab 16 Uhr mit interessanten Fragen der Stadtgeschichte.

 

Am 29. Januar, von 16 bis 17.15 Uhr, steht das Thema "Juden in Frankenthal" im Mittelpunkt. Das Museum erinnert in einer Vitrine mit Dokumenten, Fotos und Gegenständen an die Bedeutung der Jüdischen Gemeinde. Hier können die Kinder erste Hinweise finden. Bei verschiedenen Aktionen geht es um die Fragen: Seit wann gibt es Juden in Frankenthal, finden sich noch Spuren von den ersten jüdischen Einwohnern und wie haben die Menschen jüdischen Glaubens gelebt. Vor allem auf den beiden Jüdischen Friedhöfen finden die Kinder viele Informationen zum Thema.

 

Verantwortlich sind die Museumspädagogin Anja Guntrum und Ludwig Haller. Dauer zirka 90 Minuten. Kostenfrei.


E-Mail: erkenbert-museum@ frankenthal.de

Telefon (06233) 89 495 und 535

Rathausplatz
67227 Frankenthal (Pfalz)


Ehre und Tod für's Vaterland

Jüdische Soldaten im Ersten Weltkrieg

VHS-Informationsabend im September 2014

1936 weihten die Nationalsozialisten auf dem Jahnplatz ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die 653 gestorbenen Frankenthaler Soldaten des Ersten Weltkrieges ein. Drei getötete jüdische Soldaten wurden nicht mitgezählt.

Im Sommer 2014 jährt sich der Ausbruch des Ersten Weltkrieges zum einhundertsten Mal. Am 1. August 1914 entbrannte in Europa ein Krieg, in den im Laufe von vier Jahren insgesamt 40 Länder verwickelt wurden. 

 

Überall in der Welt finden eine Vielzahl an Veranstaltungen und Ausstellungen statt im Gedenken an das Grauen und die vielen Millionen Opfer des Ersten Weltkrieges.

 

Der Förderverein informiert in einer Veranstaltung Anfang September über die jüdischen Soldaten aus Frankenthal.


Viele deutsche Juden waren ausgesprochen deutschnational gesinnt. Als 1914 der Erste Weltkrieg begann, meldeten sich viele freiwillig "zu den Waffen", um für ihr Vaterland zu kämpfen. Von den rund 100 000 jüdischen Soldaten wurden rund 12 000 getötet. 31 000 deutsche Soldaten jüdischen Glaubens wurden auf Grund ihrer Tapferkeit mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet.

 

1936 weihten die Nationalsozialisten auf dem Jahnplatz ein Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die 653 gestorbenen Frankenthaler Soldaten des Ersten Weltkrieges ein und veröffentlichten die Namen in einem Gedenkbuch.

 

In einem Schulprojekt 1999 entdeckte eine Klasse des Karolinen-Gymnasiums, dass die drei gestorbenen jüdischen Soldaten nicht mitgezählt und nicht erwähnt wurden. Eine Tafel erinnert seitdem an Leopold Gutmann, Richard Lurch und Max Schweitzer.

 

Eine größere Menschenmenge vor dem Schaukasten des "Frankenthaler Tageblattes" in der Glockengasse, vermutlich am Tag der Mobilmachung, 1. August 1914. Im Hintergrund die Synagoge. Absicht oder Zufall: Der Junge mit Krücken.

Am 31. Juli 1914 riefen Kaiser Wilhelm II. und der bayerische König Ludwig III. offiziell den Kriegszustand aus. Wie fast überall wurde auch die Frankenthaler Bevölkerung von einer fast schon hysterischen Kriegsbegeisterung erfasst.

 

Bereits am 29. Juli hatten sich die Krieger- und Militärvereine der Stadt auf dem Marktplatz versammelt und Kaiser, König und Vaterland Treue und Kampfbereitschaft geschworen: "Wir wollen dem Ausland gegenüber wie vor 44 Jahren das erhebende Schauspiel bieten", betonte der Vorsitzende der Pfälzischen Kriegervereine, der Frankenthaler Justizrat Karl Schweickert, "dass wir ein einig Volk von Brüdern und zu jedem Opfer bereit sind, das zur Verteidigung notwendig ist. Getragen von diesem Pflichtbewußtsein und getragen von der Liebe zu König und Vaterland, zu Kaiser und Reich wollen wir ins Feld ziehen und den Allmächtigen bitten, daß er unserer Fahne wieder den Sieg verleihen möge wie im Jahre 1870/71." (aus: Frankenthal - Die Geschichte einer Stadt; 2013; Seite 624)

 

Bei der Stadtverwaltung meldeten sich täglich "massenhaft" Freiwillige, wie die "Frankenthaler Zeitung" am 3. August meldete, "ganz besonders 15- und 16jährige Jungens, denen Begeisterung und Zorn die Tränen in die Augen preßt."

 

Carl Schweitzer, geboren am 11. Mai 1879, musste, wie fast alle seine Brüder, zum Militär, vom 1. Juli 1915 bis 20. November 1918.

Frankenthal hatte im Jahr 1910 18 779 Einwohner, darunter 307 Juden. (Stadtgeschichte; Seite 571).

 

In der "Monatsschrift des Frankenthaler Altertums Vereins" werden ab Januar 1915 auf einer "Ehrentafel" die getöteten Soldaten genannt. Im November 1915 schreibt der Verein:

 

"Der Altertumsverein hat in der Monatsschrift die Namen der auf dem Felde der Ehre gefallenen Frankenthaler Helden soweit veröffentlicht, als amtliche Todesnachrichten bei der hiesigen Stadtverwaltung eingelaufen sind oder ihm von den Angehörigen der Gefallenen übergeben wurden. Die amtliche Todesanzeige geht regelmäßig an das Standesamt des letzten Wohnortes des Gefallenen und so kommt es, daß die Schriftleitung noch nicht im Besitze von amtlichen Sterbeanzeigen über Heeresangehörige ist, die zuletzt anderwärts wohnhaft waren, aber zu den Söhnen unserer Stadt gezählt werden dürfen und in der Ehrentafel verewigt werden sollen. Die Angehörigen dieser gefallenen Helden bitten wir, uns deren Namen, Geburtszeit, Stand, militärischer Dienstgard, Tag und Ort des Todes anzugeben und wenn möglich amtliche Mitteilungen beizufügen."

 

Am Ende des Weltkrieges zählte man 526 getötete Soldaten aus Frankenthal (Stadtgeschichte; Seite 630). Auf dem Kriegerdenkmal auf dem Jahnplatz steht die Zahl 653. Vermutlich hat man hier auch die getöteten Soldaten aus den Vororten mitgerechnet.

 

Zahlreiche jüdische Männer wurden als Wehrpflichtige eingezogen oder meldeten sich freiwillig.

 

Isaac und Isabella Schweitzer vom Kaufhaus Schweitzer & Wertheimer hatten elf Kinder. Vier der Söhne - Karl, Hugo, Heinrich und Max - waren Soldaten im Ersten Weltkrieg, vermutlich aber auch Fred (Josef Friedrich).

 

Karl Schweitzer, geboren am 11. Mai 1879, war Soldat vom 1. Juli 1915 bis 20. November 1918.

 

Hugo Schweitzer, am 3. Dezember 1882 geboren, war ebenfalls Soldat. Mehrmals verwundet erhielt er das "Eiserne Kreuz".

 

Heinrich Isidor Schweitzer, geboren am 14. August 1892, war praktischer Zahnarzt und nahm vom 17. November 1916 bis 17. November 1918 am Krieg teil.

 

Maximilian Hartwig, Max genannt, geboren am 5. Januar 1894, fiel als Kriegsfreiwilliger bereits nach wenigen Tagen, am 5. November 1914 bei Oostaverne in Belgien.

 

Fritz Lurch nahm als 28-jähriger Kriegsfreiwilliger von Anfang an am Ersten Weltkrieg teil. Er erhielt als erster der zahlreichen Frankenthaler Kriegsfreiwilligen die Tapferkeits-Auszeichnung "Eisernes Kreuz" und kehrte im Herbst 1917 verwundet nach Frankenthal zurück.

 

Sein Bruder Richard Lurch, 30 Jahre, meldete sich als angehender Arzt am 2. August 1914 zum Heer. Er kam in das Lazarett der Garnison Würzburg und nahm Ende des Jahres 1914 als Kriegsfreiwilliger an Kriegshandlungen teil. Im November 1915 legte er in Heidelberg die ärztliche Vorprüfung der Medizin mit der Gesamtnote "sehr gut" ab. Er wurde zum Vizefeldwebel und Feldunterarzt befördert und erhielt das Bayerische Militärverdienstkreuz und das Eiserne Kreuz II. Klasse. Am 9. April 1917 fiel er in der Schlacht bei Arras.

 

 

Max Schweitzer fiel mit 20 Jahren als Kriegsfreiwilliger bereits nach wenigen Tagen am 5. November 1914 bei Oostaverne in Belgien.

Maximilian Hartwig Schweitzer, Max genannt, geboren am 5. Januar 1894, fiel als Kriegsfreiwilliger bereits nach wenigen Tagen, am 5. November 1914 bei Oostaverne in Belgien. In der "Ehrentafel III" der Monatsschrift des Frankenthaler Altertumsvereins vom März 1915 heißt es:

 

"Laßt uns rühmend der Tapferen aus Frankenthal gedenken, die im heiligen Kampfe fürs Vaterland ihr Leben hingaben!"

 

Max Schweitzer ist in der Liste ist als Nummer 39 aufgeführt: "Maximilian Schweitzer, Kaufmann, Infantrist beim 18. Inf. Reg., 6. Komp., gefallen am 5. Nov. in den Kämpfen bei Hollebecke".

 

23 Soldaten und drei Frauen aus Frankenthal wurden für ihren Einsetz im Ersten Weltkieg ausgezeichnet.

 

 

Trotzdem gab es im deutschen Offizierscorps weiterhin einen massiven Antisemitismus und antisemitische Verbänden, Parteien und Medien verstärkten ihre Propaganda, Juden seien "Drückeberger", die sich dem Waffendienst an der Front mit allen möglichen Ausreden entzögen und davon unverhältnismäßig oft befreit würden.

 

Der Erlass des preußischen Kriegsministers Adolf Wild von Hohenborn vom 11. Oktober 1916 reagierte auf diese Vorwürfe. Die "Judenzählung" oder "Judenstatistik" vom 1. November 1916 sollte den Anteil der Juden an allen Soldaten des deutschen Heeres statistisch erfassen. Sie sollte auch die Zahlen der kriegstauglichen, an der Front dienenden, verlegten, unabkömmlich gemeldeten, zurückgestellten und gefallenen jüdischen Wehrpflichtigen ermitteln.

 

Die Ergebnisse der Umfrage wurden bis Kriegsende geheim gehalten. Das verstärkte die Ressentiments gegen jüdische Kriegsteilnehmer erheblich. Erlass und Geheimhaltung seines Resultats galten den Betroffenen und Kritikern des Regierungskurses als Diskriminierung der jüdischen Minderheit, Parteinahme für die Antisemiten und Scheitern aller liberalen Integrationsbemühungen im Kaiserreich.

 

1922 ergab eine genaue Untersuchung, dass mit 17,3 Prozent anteilig ebenso viele deutsche Juden wie Nichtjuden zum Kriegsdienst eingezogen worden waren, obwohl aus Alters- und Berufsgründen nur 15,6 Prozent der Juden wehrpflichtig gewesen waren. 77 Prozent von ihnen hatten an Fronteinsätzen teilgenommen. Sie stellten damit proportional fast ebenso viele Soldaten wie die Nichtjuden.