Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal

Mitteilungen an die Medien

Die aktuellen Informationen stehen oben. Für weitere Informationen bewegen Sie sich auf dieser Seite nach unten. Fotos zum Vergrößern einmal anklicken.

 

 

 

 

Zehn Meter hoher Chanukka-Leuchter in Berlin

Jüdische Tradition am Brandenburger Tor

Am Brandenburger Tor in Berlin steht auch in diesem Jahr ein zehn Meter hoher jüdischer Chanukka-Leuchter.

Am Brandenburger Tor in Berlin steht auch in diesem Jahr ein zehn Meter hoher jüdischer Chanukka-Leuchter. Das Entzünden der ersten Kerze an dem achtarmigen Leuchter fand am 18. Dezember, statt. Zu der Zeremonie kamen die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey und der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor.

Das achttägige jüdische Lichterfest Chanukka (hebräisch: Weihung) dauert bis zum 26. Dezember. An dem Leuchter wird jeden Tag mit Einbruch der Dunkelheit ein neues Licht entzündet.

 

Mit dem Lichterfest feiern Juden den Sieg der Makkabäer über die griechisch-syrische Fremdherrschaft im Jahr 164 vor Christus und die Wiedereinweihung des Jerusalemer Tempels. Weil damals das ewige Licht im Tempel wie durch ein Wunder acht Tage lang gebrannt haben soll, wird an dem Leuchter jeden Tag ein weiteres Licht angezündet.

 

Der Leuchter am Brandenburger Tor zählt zu den größten in Europa. Er leuchtet dort seit 2008 jährlich zum Chanukka-Fest „als Symbol des Wunders von Chanukka und als Zeichen eines lebendigen Judentums in Deutschland.“

 

 

Gedanken der protestantischen Pfarrerin Simone Gerber

zur Gedenkfeier "Reichskristallnacht" 9. November 2022

Der Gedenkstein in der Glockengasse. Er erinnert an die jüdische Gemeinde in Frankenthal und an die Synagoge, die in unmittelbarer Nachbarschaft stand.

 

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal hatte zur Gedenkfeier

"Reichskristallnacht" die protestantische Pfarrerin Simone Gerber eingeladen:

 

9. und 10. November 1938. Pogromnacht. 84 Jahre ist es her.

Eine Nacht, die uns allein, wenn wir uns daran erinnern, durch Mark und Bein fährt.

 

Wir gedenken heute der jüdischen Menschen, der Getöteten und an die Menschen, die am Leib und ihrer Seele verletzt wurden.

 

Wenn wir die Stolpersteine in Erinnerung an sie in den Boden einlassen oder wenn wir hier stehen, spüren wir immer noch eine Last.

Schuld und Scham vergangener Generationen.

 

Wir können das Martyrium jüdischer Menschen nur erahnen.

Wir verneigen uns vor den Opfern.

Und wir erheben uns gegen alle Menschenverächter.

Wir erheben uns gegen alle, die Menschen verletzen.

Wunden werden Menschen zugefügt, weil sie anders denken oder anders glauben.

 

Wir verneigen uns vor den Opfern. Bieten unsere Schultern an, um die Last gemeinsam zu stemmen.

 

Im Alten Testament, also auch in der jüdischen Heiligen Schrift, ermahnt Mose sein Volk – seine Anhängerschaft, die gemeinsam die Anstrengungen und Qualen der Wüste hinter sich gebracht haben. Mit dem Blick hinüber in das gelobte Land. Die Menschen sind von den Strapazen der langen Wanderung gezeichnet. Da spricht Mose zu ihnen. Er sagt:

 

In 5. Buch Mose, Kapitel 4 steht geschrieben:

„Pass auf, Israel, und achte gut auf dein Leben!

Vergiss die Ereignisse nicht,

die du mit eigenen Augen gesehen hast!

Behalte sie fest in deinem Herzen

dein ganzes Leben lang!

Erzähl deinen Kindern und deinen Enkeln davon!“

 

Stolpersteine für die jüdischen Familien Lang und Salmon in der Schnurgasse 1

Und auch wir stehen hier und wollen die Ereignisse nicht vergessen, die den jüdischen Menschen in Frankenthal angetan wurden.

 

Wir wollen nicht vergessen, wie ALFRED SALMON, SELMA SALMON, EDWIN ADOLF SALMON, FRITZ LANG, IDA LANG und FREYA KAROLINE LANG auf grausamste Art aus ihrem Leben gerissen wurden und später dann in Vernichtungslagern ermordet wurden.

 

 

Wie anders wäre unser Land, wenn sie noch da wären:

Die Mitglieder der Familie Salomon und Lang, die damals in ihren Wohnungen heimgesucht wurden. Verschleppt und ermordet.

 

Wir sind ärmer geworden ohne sie.

Wir sind ärmer ohne die Synagoge, die hier mitten in der Stadt ihren Platz hatte.

Wir trauern Familie Salomon und Familie Lang und um alle jüdischen Mitmenschen, die wir in dieser grausamen Nacht verloren haben.

 

Wir denken an die Überlebenden.

Jüdinnen und Juden, verstreut in der Welt und hier in Deutschland.

Verletzt an Leib und Seele. Gebrochen in ihrer Biographie.

Wir denken an die Überlebenden, die ihre Angehörigen, ihre Freunde und ihre Heimat verloren haben.

Albträume plagen sie, bis heute.

Wir hoffen darauf, dass Gott sie heilt.

 

Wir denken an die Kinder und Enkelkinder der Überlebenden.

Die die Albträume ihrer Vorfahren träumen, die sich heimatlos fühlen,

kleingemacht – verletzende Erfahrungen, die sie auch heute noch erleben.

 

Sie sind in Angst vor neuer Verfolgung.

Wir hoffen darauf, dass Gott sie schützt.

 

Pfarrerin Simone Gerber (Foto: LK/Landry)

Wir denken an die Menschen, die mit engem Herzen und ohne Verstand Menschen das Leben schwermachen.

Die nicht ertragen können, dass andere anders glauben,

aus anderen Ländern kommen,

anders leben als sie selbst.

Wir hoffen darauf, dass Gott sie verändert.

 

Gebet

 

Gott, irgendwann war es vorbei, das Zerstören und das Morden.

So wie alles vorbeigeht.

Die Wunden aber sind noch da.

Diese großen Wunden!

Viele nur notdürftig vernarbt.

Auch die Wunden der Schuld und der Scham.

Darum sind wir hier, Gott.

Schauen die Wunden an.

Gemeinsam.

Wir erinnern uns an diese dunklen Tage vor 84 Jahren.

Suchen Halt.

Suchen Heilung.

Wir hoffen darauf, dass Du alte Wunden heilen kannst und wir hoffen darauf, dass Du verhinderst, dass neue Wunden entstehen.

 

Amen.

 

Simone Gerber hat am 1. März die Pfarrstelle der Zwölf-Apostel-Kirche übernommen. Die 29-Jährige, die bereits knapp ein Jahr ihres Vikariats in Frankenthal absolvierte, stammt aus Nußloch im Rhein-Neckar-Kreis und hat in Heidelberg und Münster Theologie studiert.

 

 

Frankenthaler Familie spendete 8 Stolpersteine

Sie erinnern an die jüdischen Geschäfte in der Innenstadt

In der Bahnhofstraße war in fast jedem zweiten Haus ein jüdisches Geschäft.

 

Die in Frankenthal bei vielen Menschen noch bekannte Familie Albrecht spendete 960 Euro für die Verlegung von acht Stolpersteinen für jüdische Opfer.

 

Anlässlich des 99. Geburtstags der Mutter, die in einem Frankenthaler Altersheim wohnt, verabredeten sich die noch lebenden Familienmitglieder zu diesem Zeichen des Dankes für ihre Heimatstadt. „Wir haben im vergangenen Jahr von der Verlegung der Stolpersteine gelesen", informierte Christoph Albrecht bei seinem Besuch in Frankenthal: „Wir sind 1962 in die Carl-Bosch-Siedlung gezogen.

 

Aufgrund der vielen positiven Möglichkeiten konnte unsere Familie hier ein gutes und zufriedenes Leben führen." Drei der Brüder leben in verschiedenen Städten, Christoph Albrecht mit seiner Frau seit 1974 in Berlin-Kreuzberg. Ein Bruder betreibt mit seiner Frau in Grünstadt den Bioladen "herrlisch".

Das verstorbene Familienoberhaupt Walther Albrecht, Jahrgang 1917, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz, war lange Jahre Vorsitzender des Kunstvereins „Die Treidler". Er engagierte sich in der Haftentlassenen-Hilfe, für die Musikschule und in anderen kommunalen und besonders kulturellen Bereichen.

Auch das seit vielen Jahren bestehende Engagement von Christoph Albrecht hat seinen Ursprung in Frankenthal. Während der letzten Schuljahre am Albert Einstein-Gymnasium war er freier Mitarbeiter in der hiesigen RHEINPFALZ-Lokalredaktion. In Berlin arbeitete er jahrzehntelang als Forschungsmanager im Wissenschaftszentrum für Sozialforschung.

Er initiierte zusammen mit seiner Frau in seiner Nachbarschaft mehrere Anwohnerinitiativen, unter anderem zum Bau eines Spielplatzes, zum Erhalt einer alten Markthalle und zur Veranstaltung regelmäßiger Blues-Konzerte. Derzeit bereitet er mit einer kleinen Anwohnerinitiative die Anbringung einer Erinnerungstafel an eine Nachbarin vor, die in Yad Vashem als
"Gerechte unter den Völkern" anerkannt wurde. In Deutschland gibt es nur 640 Menschen, denen diese Auszeichnung zugesprochen wurde.

 

Im September 2021 verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig Stolpersteine für die Familie Nachmann am Rathausplatz.

 

Für den Förderverein für jüdisches Gedenken hält Werner Schäfer Kontakt zu den Spendern. Aufgrund seines politischen und kulturellen Engagements ist er Walther Albrecht oft begegnet und war von dessen Engagement beeindruckt. „Das ist die bisher größte Spende, die wir im Verlauf der sieben Stolperstein-Verlegungen erhalten haben", freut er sich. Eine wichtige Grundlage der europaweiten Aktion des Kölner Künstlers Gunter Demnig ist die Einsicht, dass Gedenk- und Erinnerungsarbeit dann am besten gelingt und wirkt, wenn Bürgerinnen und Bürger sich beteiligen. Fast alle 103 Stolpersteine, die bisher verlegt wurden, wurden durch Einzelspenden finanziert. „Wir wollen bei der nächsten Verlegeaktion vor allem an die jüdischen Familien rund um den Rathausplatz erinnern", informiert Werner Schäfer. „Hier war in fast jedem zweiten Haus ein jüdisches Geschäft." Er rechnet mit einem Termin für die Verlegung der Stolpersteine nach den Sommerferien 2022.

 

 

Die Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal

Teil der NS-Psychiatrie

VHS-Vortrag am Mittwoch 19. Oktober 2022

Seit 1811 nutzte man das Armenhaus in Frankenthal am heutigen Röntgenplatz als „erste öffentliche Anstalt zur Verwahrung“ der psychisch kranken Menschen in der Pfalz.

 

Vortrag mit Fotos

Die Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal

 

Referent: Herbert Baum

 

Mittwoch 19.10.2022

19 Uhr

 

VHS-Bildungszentrum

Schlossergasse 10

 

Eintritt frei

 

Kooperation zwischen der Volkshochschule Frankenthal und dem Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal

 

Zum Beginn des 19. Jahrhunderts sah man die Versorgung psychisch kranker Menschen mehr und mehr als Aufgabe der Medizin an. Seit 1811 nutzte man das Armenhaus in Frankenthal als „erste öffentliche Anstalt zur Verwahrung“ der psychisch kranken Menschen in der Pfalz.

 

Ab 1821 wurde an der „Kreis-Kranken- und Armenanstalt“ Frankenthal eine eigene „Irrenabteilung“ eingerichtet. Die Behandlung sollte dort von Ordnung, Milde, Arbeit und Reinlichkeit geleitet sein. Die Statuten sahen zur Beruhigung von „rasenden“ Kranken aber auch die Zwangsjacke und das Begießen mit kaltem Wasser vor.

 

Der Vortrag mit zahlreichen Fotos beschreibt die Entwicklung der Anstalt bis zu ihrer Auflösung 1943.

Das Krankenhaus der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal seit 1898. In dem Gebäude sind heute die Verwaltung und Klassenräume des Pfalzinstituts für Hören und Kommunikation (PIH) untergebracht. Blick vom Zöllerring aus.

Zwischen 1918 und 1933 („Weimarer Republik“) verbreitete sich in der Medizin die Ansicht, dass viele psychische Leiden ebenso wie sozial abweichende Verhaltensweisen erblich seien. Dies begünstigte ein Denken, das die Isolierung der Kranken forderte.

 

1932 lag bereits ein Gesetzentwurf zur freiwilligen Sterilisation von „Erbkranken“ vor.

 

Am 14. Juni 1933 verabschiedete das nationalsozialistische Regime das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“, das ausdrücklich die zwangsweise Unfruchtbarmachung von Menschen vorsah. Alle Angehörigen von Heil- und Pflegeberufen wurden dazu verpflichtet, als „erbkrank“ angesehene Personen anzuzeigen.

 

Im gesamten Deutschen Reich wurden von 1934 bis 1945 etwa 400.000 Menschen „im Namen des Volkes“ zwangssterilisiert, davon 425 Patienten aus der Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal und der Region. Dafür verantwortlich war das Erbgesundheitsgericht.

 

Die „Generalermächtigung“ vom 1. September 1939 erlaubte die Euthanasie: „Dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann“. Durch verschiedene Aktionen wurden in ganz Europa bis 1945 etwa 200.000 bis 300.000 Menschen  ermordet.

Stolpersteine reinigen in Frankenthal

Freiwilligentag in der Metropolregion Rhein-Neckar

Auch in diesem Jahr beteiligten sich zahlreiche Frauen, Mädchen und Männer an der Reinigung der Stolpersteine in Frankenthal.

 

Der Förderverein beteiligte sich am Samstag, 17. September, ab 11 Uhr, zum vierten Mal am Freiwilligentag der Metropolregion Rhein-Neckar mit der Aktion "Stolpersteine reinigen in Frankenthal".

 

Über 80 000 Stolpersteine erinnern in rund 1300 deutschen Städten und Gemeinden an die Opfer des Nationalsozialismus, davon zirka 90 Prozent für jüdische Kinder, Frauen und Männer.. Sie müssen, um lesbar zu bleiben, regelmäßig gereinigt werden. In Frankenthal liegen zurzeit 103 Stolpersteine.

 

Bericht in der RHEINPFALZ FRANKENTHAL vom 20. September 2022

 

In der Metropolregion haben am Samstag, 17. September, rund 5000 Freiwillige bei 300 Aktionen mit angepackt. In Frankenthal waren drei Projekte angemeldet. Die Resonanz – insbesondere von Frankenthalern selbst – war laut Veranstaltern eher gering.

 

Von Sonja Weiher

 

Von den 21 Helfern, die am Samstag beim Förderverein für jüdisches Gedenken Stolpersteine polierten, waren laut Vorsitzendem Herbert Baum etwa zwei Drittel aus Städten und Gemeinden in der Region nach Frankenthal gekommen. Die Teilnehmer stammten aus Böhl-Iggelheim, Dannstadt-Schauernheim und Bobenheim-Roxheim, aber auch aus Mannheim, Ludwigshafen und sogar aus Wilhelmsfeld im Odenwald.

 

Begrüßt wurden sie von Oberbürgermeister Martin Hebich (CDU), der laut Baum betonte, dass Stolpersteine immer wieder das traurige Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus in Erinnerung rufen.

Vier Gruppen waren in der Frankenthaler Innenstadt unterwegs, um die 103 Stolpersteine zu reinigen.

 

Neben 101 Steinen für jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden in Frankenthal auch zwei Steine zum Gedenken an politisch Verfolgte verlegt. Die Teilnehmer am Freiwilligentag seien in vier Gruppen aufgeteilt im Einsatz gewesen. Mitglieder des Fördervereins hätten an dem Tag auch immer wieder über die Menschen, die geflüchtet sind oder ermordet wurden, und deren Schicksale informiert.

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken beteiligt sich seit 2016 an der Aktion mit dem Motto „Wir schaffen was“. Ziel ist es, durch die Reinigung die auf der Messingfläche eingeprägten Namen lesbar zu erhalten.

 

Schülerin seit sechs Jahren dabei

 

Auch außerhalb des Freiwilligentages können laut Baum Organisationen wie Schulen und Vereine sowie Einzelpersonen Stolpersteine reinigen. Der Verein unterstütze diese mit Ratschlägen und Material. „Bisher war hier das Karolinen-Gymnasium besonders aktiv“, betont Baum.

 

Unter den Helfern am Samstag sei auch die Schülerin Teresa Umlauf aus Bobenheim-Roxheim gewesen, berichtet Baum. Mit ihrer Mutter und ab und zu mit ihrem Bruder beteilige sie sich seit 2016 an der Reinigung der Stolpersteine. Ein Mädchen aus Gerolsheim habe die Aktion genutzt, um einen Praktikumsschein für die Evangelische Kirche zu machen.

 

Baum kündigt außerdem eine Initiative für einen neuen Stolperstein in Bobenheim-Roxheim an. Er soll an Veronika Fränkel erinnern, die im Oktober 1940 aus der Heil-und Pflegeanstalt Frankenthal in das Lager in Gurs (Südwest-Frankreich) deportiert wurde und dort gestorben ist.

 

 

Europäischer Tag der jüdischen Kultur

Drei Führungen am Sonntag 4. September 2022

Die Synagoge in der Glockengasse: Das große Gebäude in der Mitte halblinks. Die meisten jüdischen Geschäfte befanden sich in der Bahnhofstraße.

 

Der Europäische Tag der Jüdischen Kultur besteht seit 1999. Er findet in diesem Jahr am Sonntag, 4. September 2022 statt.

 

Jüdische und nicht-jüdische Organisationen in fast 30 europäischen Ländern erinnern an das europäische Judentum, seine Geschichte, Traditionen und Bräuche. Auf lokaler und regionaler Ebene finden Führungen zu Stätten jüdischer Kultur, Konzerte, Ausstellungen und Vorträge statt.

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal erinnert seit 2003 jedes Jahr im September an die Geschichte der Juden in Frankenthal mit drei Führungen.

 

Die jüdische Gemeinde wurde um 1785 gegründet. Am 28. August 1885 fand die Einweihung einer zweiten, neuen Synagoge in der Glockengasse 12 unter "reger Anteilnahme der Frankenthaler Bevölkerung", wie die damalige Zeitung erwähnte, statt.

 

Im Jahr 1900, als die aufstrebende Industriestadt 16.899 Einwohner hatte, lebten hier 371 Juden, das waren rund zwei Prozent. 1933 begann die systematische Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung auch in Frankenthal. Viele konnten rechtzeitig flüchten. Die meisten, die in Deutschland blieben, wurden später in den Vernichtungslagern ermordet. Mit der Deportation der 39 noch in Frankenthal lebenden Kinder, Frauen und Männer am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südwestfrankreich endete die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Frankenthals.

 

Heute leben wieder Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion in Frankenthal. Sie beteiligen sich am Leben der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz und besuchen die Synagoge in Ludwigshafen.

 

Weitere Informationen

 

Mail: herbaum@t-online.de

 

Stolpersteine in Frankenthal

Führung am 4. September 2022 11 - 12 Uhr

Für die Familie Nachmann in der Bahnhofstraße 4 wurden 2021 5 Stolpersteine verlegt.

 

Die erste Führung findet am 4. September 2022 von 11 - 12 Uhr statt

 

Aktion Stolpersteine in Frankenthal

 

Referent: Rüdiger Stein

 

Treffpunkt vor der Zwölf Apostel Kirche

Ecke Carl-Theodor-Straße und Kanalstraße

Die Führung dauert eine Stunde und ist kostenfrei.

Bei Dauerregen fällt die Führung aus

 

103 Stolpersteine erinnern seit 2005 vor deren ehemaligen Häusern und Wohnungen an das Schicksal jüdischer Menschen.

 

Zwei jüdische Friedhöfe in Frankenthalt

Führung am 4. September 2022 von 15 - 16.30 Uhr

Der älteste Grabstein auf dem älteren jüdischen Friedhof stammt aus dem Jahr 1826.

 

Die zweite Führung findet am 4. September 2022 von 15 - 16.30 Uhr statt.

 

Die beiden Jüdischen Friedhöfe im Hauptfriedhof Frankenthal

 

Referent: Werner Schäfer

 

Treffpunkt: Hauptfriedhof Eingang Wormser Straße (Parkplatz)

Vor der Trauerhalle

Eintritt frei

Bei Dauerregen findet ein Fotovortrag in der Trauerhalle statt

 

1806 erwarb die Stadt Frankenthal ein Gelände, das 1821 zum städtischen Friedhof wurde. An seiner Ostseite kaufte die Jüdische Gemeinde 1820 ein Feld für ihren eigenen Friedhof. Ab 1940 wurden auf einem Teil dieses Friedhofs Zwangsarbeiter beerdigt. 1918 wurde ein weiterer Jüdischer Friedhof eröffnet.

 

Jüdisches Leben in der Innenstadt

Führung am 4. September 2022 von 17 - 18.30 Uhr

Die Bahnhofstraße (Blick Richtung Marktplatz) war das Zentrum des jüdischen Lebens.

 

Führung am 4. September 2022 von 17 - 18.30 Uhr

 

250 Jahre Juden in Frankenthal

Stadtführung

 

Referent: Herbert Baum

 

Treffpunkt:

Gedenkplatz für die ehemalige Synagoge

Ecke Glockengasse/ Synagogengasse (Spielplatz)

 

Eintritt frei

Bei Dauerregen fällt die Veranstaltung aus

 

Von der Glockengasse, wo bis 1952 die zerstörte Synagoge stand (Ecke Synagogengasse), geht es vor allem zu den jüdischen Wohnhäusern und Geschäften in der Innenstadt. An mehreren Stationen beschreibt Herbert Baum die 250-jährige Geschichte der Juden in Frankenthal. Die Teilnehmer/innen erhalten Mappen mit den wichtigsten Fotos.

 

250 Jahre jüdisches Leben in Frankenthal

Ein Brief der "Frankenthaler Judenschaft" aus dem Jahr 1785 kann als Beleg für die Existenz einer jüdischen Gemeinde dienen. Er enthält die Namen mehrerer jüdischer Bürger: Durlacher, Ulmann, Goldschmidtt und Samuel.

 

Die Jüdische Gemeinde Frankenthal wurde um 1785 gegründet.

 

Am 28. August 1885 fand die Einweihung einer zweiten, neuen Synagoge in der Glockengasse 12 unter „reger Anteilnahme der Frankenthaler Bevölkerung“ statt, wie die damalige Frankenthaler Zeitungen schrieb.

 

Im Jahr 1900, als die aufstrebende Industriestadt 16.899 Einwohner hatte, lebten hier 371 Juden, das waren rund zwei Prozent.

 

1933 begann die systematische Ausgrenzung der jüdischen Bevölkerung auch in Frankenthal. Viele konnten rechtzeitig flüchten. Die meisten, die in Deutschland blieben, wurden später in den Vernichtungslagern ermordet. Mit der Deportation der 39 noch in Frankenthal lebenden Kinder, Frauen und Männer am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Südwestfrankreich endete die Geschichte der Jüdischen Gemeinde Frankenthals.

 

Heute leben wieder Menschen jüdischen Glaubens aus der ehemaligen Sowjetunion in Frankenthal. Sie beteiligen sich am Leben der Jüdischen Kultusgemeinde Rheinpfalz und besuchen die Synagoge in Ludwigshafen.

 

Die Deportation jüdischer Kinder, Frauen und Männer

aus der Pfalz und Baden nach Gurs 1940

Ausstellung vom 4. Juli bis 26. August im Rathaus

Ausstellung "Gurs 1940 - Die Dportation und Ermordung von südwestdeutschen Jüdinnen und Juden" vom 4. Juli bis 28. August im Rathaus Frankenthal.

 

Am 22. und 23. Oktober 1940 wurden Tausende Jüdinnen und Juden
aus Baden und der „Saarpfalz“ in den unbesetzten Teil Frankreichs deportiert.

Offizielle Angaben sprechen von 6.504 Menschen. Die Zahl lag
sicherlich höher. Die französischen Behörden leiteten die Züge in das Lager
Gurs, am Fuße der Pyrenäen, im Herzen des heutigen Departement
Pyrénées-Atlantiques.

 

Das Stadtarchiv der Stadt Frankenthal und der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal organisieren gemeinsam mit dem Bezirksverband Pfalz vom 4. Juli bis 26. August im Rathaus die Ausstellung "Gurs 1940 - Die Deportation und Ermordung von südwestdeutschen Jüdinnen und Juden".

Das Internierungslager Gurs in Südwestfrankreich 1940

 

Gurs hatte im Verlauf seiner Geschichte verschiedenen Funktionen: Es war Flüchtlings-, Internierungs- und Durchgangslager. Einigen Deportierten gelang von dort die Flucht, Hunderte starben. Die meisten Überlebenden wurden 1942 oder 1943 in die deutschen Vernichtungslager im besetzten Polen transportiert und ermordet.

 

An diese Verbrechen, wie auch an ihre Nachgeschichte, erinnert die Ausstellung „Gurs 1940“ anlässlich des 80. Jahrestages der Deportation der Jüdinnen und Juden aus Südwestdeutschland. Sie ordnet regionale Geschichte in deutsch-französische, teils auch europäische Abläufe ein und beleuchtet das Schicksal von Jüdinnen und Juden, betrachtet Täter, Umstehende und Nutznießende in Deutschland und in Frankreich aus verschiedenen Perspektiven. Auch erzählt sie, wie dieser Verbrechen gedacht wurde und wird.

 

Weitere Informationen:

 

www.bv-pfalz.de/gedenken-erinnern/80-jahre-gurs/

 

Deportation der pfälzischen Juden nach Gurs vor 80 Jahren

Vortrag von Roland Paul

(Ehemaliger Direktor des Instituts für pfälzische Geschichte und Volkskunde und ehrenamtlicher Leiter der Arbeitsstelle „Geschichte der Juden in der Pfalz“

(96 Minuten)

 

www.youtube.com/watch?v=SIz9Yfsg0CA

 

 

 

Bildung, Kultur und Alltag im Lager Gurs

Vortrag am 5. Juli 2022 im Rathaus

https://youtu.be/QTQV8j2ZGLg

Im Lager Gurs gab es trotz der strengen Lagerordnung Freiräume für kulturelle Aktivitäten. Neben allgemeinen Bildungsangeboten gab es Möglichkeiten für künstlerische, musikalische und literarische Betätigung.

 

Bildung und kulturelle Angebote spielten für den Überlebenswillen der Menschen während der Konzentrationslager-Haft eine wichtige Rolle. Vor allem in den großen Lagern setzten sowohl die äußerst straffe Lagerorganisation und die alltägliche Gewalt als auch die physische und psychische Verfassung der Häftlinge sehr enge Grenzen.

 

Das Lager Gurs war kein Konzentrationslager. Vor allem ab 1941 gab es allgemeine Bildungsangebote sowie künstlerische, musikalische und literarische Aktivitäten.

 

In ihrem Vortrag informierte Dr. Gabriele Mittag detailliert die verschiedenen Möglichkeiten.

 

Der Förderverein hat den Vortrag aufgezeichnet, Er ist bei youtube abrufbar unter

 

https://youtu.be/QTQV8j2ZGLg

 

Auf der offiziellen Webseite des Camp de Gurs

 

http://www.campgurs.com/le-camp/lhistoire-du-camp/p%C3%A9riode-vichy-40-44-survivre-%C3%A0-gurs-sous-vichy/les-activit%C3%A9s-artistiques-1940-1943/

(in französischer Sprache mit zahlreichen Beispielen)

 

gibt es eine eigenes Kapitel über die künstlerischen Aktivitäten im Lager zwischen 1940 und 1943 (in französischer Sprache). Dort werden auch einige internierte Künstler kurz vorgestellt, ebenso im Lager entstandene Kinderzeichnungen. Ein großer Abschnitt widmet sich dem musikalischen Leben im Lager und den dort komponierten Liedern.

 

Aufgrund der begrenzen Materialien waren schwarz-weiß-Zeichnungen die häufigsten Werke, die in Konzentrationslagern entstanden.

 

 

 

 

1940 - 2022: Frankenthal erinnert an die Internierung der Juden im Lager Gurs

Vortrag mit Fotos am 13. Juli 2022    18 Uhr

Der ehemalige jüdisches Realschullehrer Nathan Nathan vor seiner Deportation in das Lager Gurs. Er starb bereits zwei Wochen nach der Ankunft im Lager.

 

Vortrag mit Fotos

 

1940 - 2022: Frankenthal erinnert an die Internierung der Juden im Lager Gurs

 

Referent: Herbert Baum (Förderverein)

 

Mittwoch, 13.7. 2022

18 Uhr

Rathaus Frankenthal

2. Obergeschoss

Eintritt frei

 

Eine Kooperation des Förder-vereins für jüdisches Gedenken Frankenthal und des Stadtarchivs Frankenthal

 

Am 22. und 23. Oktober 1940 wurden über 6500 jüdische Frauen, Männer und Kinder aus der Pfalz, Baden und dem Saarland  in das Lager Gurs in Südwestfrankreich am Rand der Pyrenäen deportiert. Aus Frankenthal kamen 39 Männer, Frauen und ein Kind. Einige Familien waren jedoch bereits vorher nach Mannheim umgezogen, in der Hoffnung, dass sie dort sicherer leben könnten. Auch sie wurden nach Gurs deportiert. Im Vortrag wird das Schicksal mehrerer Opfer vorgestellt. Der ehemalige Realschullehrer Nathan Nathan starb, wie viele andere vor allem ältere Menschen, schon nach zwei Wochen.

 

Im Sommer 1992 legte der Frankenthaler Bürger Friedolin Hauck auf dem Friedhof in Gurs einen Kranz nieder.

 

Im Mittelpunkt des Vortrags stehen die deutschen und französischen Aktivitäten des Erinnerns und Gedenkens von 1945 bis heute.

 

Vor allem die von der Deportation betroffenen badischen Städte kümmerten sich nach 1945 um eine würdige Erhaltung des Friedhofs mit über 1000 Gräbern.

 

Nach und nach erinnerten Deutsche und Franzosen mit einfachen Nachbildungen des Lagers und Gedenksteinen an die drei schrecklichen Jahre von 1940 bis 1943.

 

1992 legte der Frankenthaler Bürger Fridolin Hauck am Gedenkstein des Friedhofs im Auftrag der Stadtverwaltung Frankenthal einen Kranz nieder. Im Laufe des Jahres motivierte er zahlreiche Frauen und Männer zur Gründung des Fördervereins für jüdisches Gedenken Frankenthal.

 

Der jüdische Zeitzeuge Paul Niedermann (vordere Reihe 4.v.l.) informierte 2007 auf Einladung des Fördervereins in der Berufsbildenden Schule über sein Leben in Gurs.

 

Seit 2000 organisiert der Bezirksverband Pfalz regelmäßig Gedenkreisen nach Gurs für offizielle Delegationen und Schülerinnen und Schüler aus der Pfalz.

 

2007 lud der Förderverein den jüdische Zeitzeuge Paul Niedermann in die Berufsbildenden Schule ein. Er berichtete über sein Leben in Gurs.

 

Heute informieren die Nachbildung einer Baracke, ein Erinnerungsweg mit zahlreichen Informationstafeln in einem  Teil des ehemaligen Lagers und ein Ausstellungsgebäude an die Leiden, an das Sterben und an die Ermordung der jüdischen Menschen.

 

Der Förderverein hat seit 2000 diese Entwicklungen mit zahlreichen Fotos dokumentiert.

 

Jüdisches Leben in Frankenthal von 1920 bis 1940

Vortrag mit Fotos und Rundgang am 21. Juni 2022 

 

Im Rahmen der langjährigen Zusammenarbeit zwischen der Volkshochschule Frankenthal und dem Förderverein findet am

 

21. Juni 2022

 

ein Vortrag mit zahlreichen Fotos zum Thema  

 

Jüdisches Leben in Frankenthal von 1920 bis 1940“ statt.

 

Referent: Herbert Baum (Förderverein für jüdisches Gedenken)

Beginn:   17.30 Uhr

VHS-Bildungszentrum Schlossergasse 10

Eintritt frei

 

Anschließend ab 19 Uhr findet ein Rundgang mit Fotos durch die Frankenthaler Innenstadt statt.

 

Schwerpunkt des Vortrags ist das berufliche und gesellschaftliche Leben jüdischer Familien in Frankenthal von 1920 bis 1940. Es wird anhand einiger Beispiele aufgezeigt, welche Bedeutung die Einzelhändler, Juristen, Ärzte und Lehrer für Frankenthal in dieser Zeit hatten und wie sie die Stadtgemeinschaft durch ihr Engagement mitgeprägt haben. Aber auch das Ende der Gemeinde mit der Deportation am 22. Oktober 1940 in das Lager Gurs in Südwest-Frankreich wird kurz dargestellt.

 

Beim anschließenden Rundgang werden die Orte, die im Vortrag vorgestellt wurden, besucht und es werden weitere Informationen über das jüdische Leben in Frankenthal erlebbar gemacht.

 

 der Bahnhofstraße (hier Richtung Marktplatz) war fast in jedem zweiten Haus ein jüdisches Geschäft.

 

 

Frankenthal in der Zeit des Nationalsozialismus  

Stadtführung am 22. Juni 2022 

Wie die meisten deutschen Städte und Gemeinden beeilte sich auch die NS-Stadtverwaltung in Frankenthal, ihre Stadt auf einer Postkarte mit dem Symbol der Diktatur vorzustellen. (Foto: Stadtarchiv Frankenthal)

 

Im Rahmen des Stadtjubiläums „1250 Jahre Ersterwähnung im Lorscher Kodex“ organisiert der Förderverein eine Stadtführung zum Thema:

 

„Frankenthal in der Zeit des Nationalsozialismus“

 

Referent: Rüdiger Stein (Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal)

 

Mittwoch  22. Juni 2022

ab 17 Uhr

Treffpunkt: Haupteingang Rathaus

Kostenfrei                                            

 

Die Ergebnisse eines Forschungsprojektes zur Herrschaft des Nationalsozialismus wurden im Herbst 2004 als Buch veröffentlicht:

 

Frankenthal unterm Hakenkreuz. Eine pfälzische Stadt in der NS-Zeit

 

Weit über die Grenzen der Stadt hinausreichende Bedeutung hatte Frankenthal zum einen als Justizzentrum mit Gefängnis, Amtsgericht, Landgericht, Sondergericht für politische Fälle und Erbgesundheitsgericht, das über Sterilisationen und ähnliche Fälle entschied und zum willigen Helfer der abstrusen NS-Rasse-Gedanken wurde. Zum anderen war Frankenthal nach Kriegsbeginn Standort des zentralen Stammlagers XIIB (Stalag) für Kriegsgefangene des Wehrkreises XII Wiesbaden und zentraler Verteilungsort für die in der Region eingesetzten Zwangsarbeiter/innen, von denen allein in Frankenthal mehrere Tausend zum Einsatz kamen.

 

Weitere Stolpersteine für Opfer der NS-Diktatur am 15. 6.

Nachkomme der jüdischen Familie Heimann anwesend

Maria Müller - eine aktive Sozialdemokratin

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken verlegte weitere fünf Stolpersteine für die jüdische Familie Heimann in der Kanalstraße 16 und für die politisch verfolgte Maria Müller in der Wormser Straße 19.

 

Bei der Verlegung am 15. Juni 2022 war auch ein Nachkomme der Familie Heimann aus den USA, Roy Martin, anwesend.

 

Für die Stadt Frankenthal sprach Oberbürgermeister Martin Hebich.

 

Die ehemaligen Frankenthaler Familie Albrecht hat für die Stolperstein-Verlegungen acht Steine gespendet.

 

Ein Stein kostet 120 Euro.

 

In diesem Jahr hat Gunter Demnig die nunmehr achte Stolpersteinverlegung an den Förderverein delegiert. Wie in der Vergangenheit unterstützt der Eigen- und Wirtschaftsbetrieb Frankenthal (EWF) die Verlegeaktion.

 

Die jüdische Familie Heimann Kanalstraße 16

Das Haus links mit den Gauben ist vermutlich das Haus der Familie Heimann, Kanalstraße 16. Rechts der Schaffnereiplatz. Im Hintergrund die drei Kirchen.

 

Adolf Heimann, am 14. Dezember 1880 in Hermeskeil geboren, hatte als Viehhändler auch Beziehungen zur jüdischen Familie Dellheim in Mutterstadt. Er heiratete Karolina Dellheim, die am 2. Juni 1886 in Mutterstadt geboren wurde.

 

Am 19. April 1910 wurden Erich Heimann, am 7. Oktober 1914 Ilse Hildegard

in Hermeskeil geboren.

 

Im April 1920 zog die Familie nach Frankenthal in die Kanalstraße 16 und eröffnete hier eine Viehhandlung. Mit dem Handel von Kühen, Rindern und Schafen war der Betrieb erfolgreich.

 

Erich Heimann absolvierte 1926 das Real-Lehr-Insitut, Ilse Hildegard besuchte die Karolinenschule und war außerdem in der jüdischen Jugendgruppe aktiv.

 

Auch die Familie Heimann wurde ab 1933 ein Opfer der NS-Diktatur. Ilse Heimann verließ 1935 Frankenthal und floh in die USA. Dort heiratete sie am 20. Juni 1938 den Philosophie Professor Julius Rudolph Weinberg und bekam zwei Kinder. Sie starb am 10. Juli 1994.

 

Erich Heimann flüchtete am 31. Mai 1937 in die USA. Er heiratete die aus Heidelberg stammende Doris Hess. Am 25. September 1945 wurde Roy Martin geboren. Er wird bei der Verlegung der Stolpersteine anwesend sein.

 

Adolf Heimann verkaufte die Gebäude und die Viehhandlung an den Landwirt Eugen Leidig. Am 14. April 1938 wurde die Firma Adolf Heimann im Handelsregister gelöscht.

 

Adolf und Karolina Heimann flüchteten am 18. August 1938 in die USA. Adolf Heimann starb am 3. März 1962, Karolina Heimann am 1. März 1959.

 

Auch nach einer Haftstrafe blieb Maria Müller bekennende Sozialdemokratin

Maria Müller im Alter von 81 Jahren

 

Ein weiterer Stolperstein erinnert an Maria Müller, die 1880 in Leistadt (Wein-straße) als viertes von zehn Kindern geboren wurde.

 

Nachdem ihr Mann sie und ihre vier Kinder verlassen hatte, musste sie mit verschiedenen Tätigkeiten die Familie ernähren.

 

Aufgrund ihrer sozialen Situation interessierte sie sich früh für die Ideen der Sozialdemokratie und war bis zu ihrem Tod 1966 Mitglied der SPD.

 

Nachdem Maria Müller in einem Gespräch mit einer Bekannten die national-sozialistische Regierung heftig kritisiert hatte, zeigte ihre Bekannte sie bei der Polizei an.

 

Das Sondergericht am Landgericht Frankenthal, zuständig für politische Straftaten, verurteilte sie am 15. November 1933 zu einer Gefängnisstrafe von sechs Wochen und Übernahme der Kosten des Verfahrens. Am 5. Januar 1934 kam Maria Müller in Haft, wurde jedoch bereits am 1. Februar 1934 aufgrund eines staatlichen Erlasses auf Bewährung entlassen. Am 7. August 1934 erließ man ihr die restlichen 15 Hafttage  und die Kosten.

 

Nach der Haftentlassung weigerte sich Maria Müller, eine Erklärung abzugeben, dass sie einem Irrtum erlegen und das Eintreten für die Sozialdemokratie falsch gewesen sei und sie nun überzeugt sei, dass der Nationalsozialismus der richtige Weg ist. Am Wahltag sollte sie im Wahllokal die geforderte Erklärung abgeben. Maria Müller antwortete: „Ich wähle heute nationalsozialistisch.“ Dann nach kurzer Pause: „Aber das letzte Wort hat der Sozialismus.“ Dafür kam sie direkt vom Wahllokal in das Gefängnis und war erneut ein paar Tage eingesperrt..

 

Nach 1945 war Maria Müller weiter in der SPD aktiv. Außerdem engagierte sie sich für die Arbeiterwohlfahrt (AWO) und den Arbeiter-Samariter-Bund (ASB). Sie starb am 11. Juni 1966.

 

Über 30 Jahre nach ihrem Tod wurde das Urteil vom 15. November 1933 gegen sie vom rheinland-pfälzischen Justizministerium aufgehoben.

 

Der Stolperstein für Maria Müller wurde in der Wormser Straße 19 (Ecke Schmiedgasse) verlegt. Für die SPD Frankenthal sprach Aylin Höppner, für den Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) Frankenthal erinnerte Gabriele Martin an das Engagement Maria Müllers im ASB. Der pfälzische Liedermacher Uli Valnion setzte mit seinen Liedern historische und aktuelle politische Akzente.

 

 

 

 

Aktionstag des Karolinen-Gymnasiums am 13. Juni 2022

Schüler/innen reinigten Stolpersteine

Bei dem Aktionstag reinigten Schülerinnen und Schüler Stolpersteine, die seit 2005 in Frankenthal verlegt wurden. Da die Schrift auf den Steinen nachdunkelt, müssen diese regelmäßig gereinigt werden.

 

Mit einem Aktionstag am Montag, 13. Juni 2022, erinnerte das Karolinen-Gymnasium an Anne Frank, die am 12. Juni 1929 in Frankfurt am Main geboren wurde.

 

Anne Frank war ein jüdisches Mädchen, das 1934 mit seinen Eltern und seiner Schwester Margot aus ihrer Heimatstadt in die Niederlande auswandern musste, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. In den Niederlanden lebte Anne Frank ab Juli 1942 mit ihrer Familie in einem versteckten Hinterhaus in Amsterdam. In diesem Versteck hielt sie ihre Erlebnisse und Gedanken in einem Tagebuch fest, das nach dem Krieg als Tagebuch der Anne Frank von ihrem Vater Otto Frank veröffentlicht wurde. Sie starb im Februar oder Anfang März 1945 im Konzentrationslager (KZ) Bergen-Belsen.

 

Bei dem Aktionstag reinigten Schülerinnen und Schüler Stolpersteine, die seit 2005 in Frankenthal verlegt wurden. Da die Schrift auf den Steinen nachdunkelt, müssen die Steine regelmäßig gereinigt werden.

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken unterstützte die Aktion mit den nötigen Materialien und informiert über das Leben der Opfer.

 

Die Schule zeigt außerdem die von Schülern initiierte Ausstellung „Das Karolinen-Gymnasium in der NS-Zeit“.

 

Außerdem war in der Schule die Ausstellung „Das Karolinen-Gymnasium in der NS-Zeit“ zu sehen.

 

Die von Schülern initiierte Ausstellung dokumentiert, wie die nationalsozialistische Ideologie den Alltag der Schule beeinfluss-te.  Auch hier gab es willige Helfer und Mitläufer, die die menschenverachtenden Forderungen des Regimes erfüllten.

 

Donnerstag 2. Juni 2022   19 Uhr

Das Stadtarchiv der Stadt Frankenthal und der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal organisieren ab 4. Juli die Wanderausstellung „Gurs 1940“.

 

Einladung zur Mitgliederversammlung ohne Wahlen

 

Sehr geehrte Damen und Herren,

 

wir laden Sie ein zu unserer Mitgliederversammlung ohne Wahlen.

 

Donnerstag 2. Juni 2022

19 Uhr

Dathenushaus

Kanalstraße 8

67227 Frankenthal

 

Tagesordnung:

 

1.         Rückblick auf das vergangene Jahr (Rechenschaftsbericht)

2.         Kassenbericht

3.         Bericht des/der Revisor/in

4.         Diskussion

5.         Entlastung des Vorstandes

 

6.         Planungen für 2022 (siehe Anlage)

 

6.1.      Europäischer Tag der jüdischen Kultur  4. September 2022

6.2.      Freiwilligentag 17.9. „Wir schaffen was“ Metropolregion:

            „Stolpersteine reinigen in Frankenthal“

6.2.      VHS-Vortrag „Heil- und Pflegeanstalt Frankenthal von 1811 bis 1943“

6.3.      Gedenkveranstaltung „Reichskristallnacht“ am 9. November 2022

6.4.      Weitere Veranstaltungen

 

7.         Verschiedenes

 

Das Stadtarchiv der Stadt Frankenthal und der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal organisieren die Wanderausstellung

 

„Gurs 1940“

 

https://www.bv-pfalz.de/gedenken-erinnern/80-jahre-gurs/

 

im Frankenthaler Rathaus.

Die Ausstellung wird dort vom 4.7.2022 bis zum 26.8. 2022 zu sehen sein.

 

Am 5. Juli 2022 18 Uhr hält Dr. Gabriele Mittag den Vortrag

 

„Es gibt Verdammte nur in Gurs". Literatur, Kultur und Alltag in einem südfranzösischen Internierungslager. 1940 - 1942.

 

Am Mittwoch 13. Juli 2022 18 Uhr findet ein Vortrag mit Fotos von Herbert Baum (Vorsitzender Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal) statt:

 

"1940 - 2022: Frankenthal erinnert an die Internierung der Juden im Lager Gurs"

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal

Herbert Baum

 

 

Frühe jüdischen Gemeinden

in Speyer, Worms und Mainz  (SchUM)

Vortrag mit Fotos am 22. März 2022

Der Heilige Sand in Worms gilt als ältester jüdischer Friedhof Europas. Er dürfte gleichzeitig mit dem Bau der ersten Synagoge in Worms (1034) angelegt worden sein.

Im Juli 2021 wurden die SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz zum UNESCO-Welterbe ernannt. Dazu gehören der Speyerer Judenhof, der Wormser Synagogenbezirk sowie die alten jüdischen Friedhöfe in Worms und in Mainz. Die Bezeichnung SchUM setzt sich zusammen aus den Anfangsbuchstaben der drei hebräischen Städtenamen: Schpira, Warmaisa und Magenza.

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal informiert in einem Vortrag mit zahlreichen Fotos am

 

Dienstag   22. März 2022

19 Uhr

im VHS-Bildungszentrum

Schlossergasse 10

 

über

 

Frühe jüdische Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz (SchUM)

 

Referent ist Herbert Baum

 

Der Eintritt ist frei

 

Eine Kooperation der Volkshochschule Frankenthal und des Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal

 

Die Mikwe in Speyer wurde zirka im Jahr 1128 gebaut. Sie ist das älteste erhaltene Ritualbad in Europa.

Mainz, Worms und Speyer bildeten im Mittelalter das Zentrum des Judentums in Europa. Von der wechselvollen Geschichte der drei Gemeinden erzählen bis heute Bauwerke und Friedhöfe, die zu den ältesten Zeugnissen jüdischen Lebens in Deutschland gehören.

 

Der Bischof von Speyer holte im Jahr 1084 jüdische Familien in die Stadt, indem er ihnen weit-reichende Privilegien und Grundstücke anbot.

 

Der Vortrag informiert mit Fotos sowohl über die historische Entwicklung als auch über die aktuelle Situation der drei Gemeinden.

 

Die neue Synagoge in Mainz

 

 

 

Niemand und nichts darf vergessen werden

Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus

Stadtführung am 27. Januar 2022      15.30 Uhr

1933 - 1945: Es waren nur zwölf Jahre. Aber in dieser Zeit zerstörten die Nationalsozialisten die "halbe Welt" und töteten und ermordeten Millionen von Menschen.

„Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt.

 

Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wieder-holung entgegenwirken“, führte Bundespräsident Roman Herzog aus, als er 1996 per Proklamation den  „Tag des Gedenkens an die Opfer des Faschismus“ ins Leben rief.

 

Dafür bestimmte er den 27. Januar, den Tag an dem 1945 Sowjetsoldaten die Überlebenden des KZ Auschwitz-Birkenau befreiten.

 

Der Förderverein für jüdisches Gedenken in Frankenthal beteiligt sich an den bundesweiten Veranstaltungen und bietet am Donnerstag, 27. Januar, ab 15.30 Uhr, eine Stadtführung  an.

 

Werner Schäfer informiert am Beispiel einzelner Opfergruppen und Personen an verschiedenen Stationen, welches Leid diese Menschen auch in Frankenthal erleben mussten: Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, aus politisch und religiösen Gründen Verfolgte, Kriegsgefangene sowie Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen aus allen besetzten Ländern, Kranke und Behinderte, die von den Nationalsozialisten als unwertes Leben herabgewürdigt und ermordet wurden.

 

Treffpunkt ist am Speyerer Tor. Es gelten die tagesaktuellen Corona-Regeln. Deshalb ist  eine vorherige Anmeldung per E-Mail erwünscht. Der Impfstatus muss dem von einer Kulturveranstaltung entsprechen und wird kontrolliert.

E-Mail: herbaum@t-online.de

 

Frankenthal im NS-System

Das Ende der jüdischen Gemeinde

Das Internierungs-Lager Gurs am Fuß der Pyrenäen in Südwest-Frankreich

Am 22. Oktober 1940 wurden über 6.500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland – vom Säugling bis zum 98-jährigen Greis – auf Betreiben der Gauleiter Robert Wagner und Josef Bürckel in das im unbesetzten Frankreich gelegene Internierungs-lager Gurs am Rande der Pyrenäen deportiert. Für viele von ihnen war dies nur eine Zwischenstation in die Vernichtungslager des Ostens. Dies war das Ende der jüdischen Gemeinde in Frankenthal.

 

Kriegsgefangenenlager am Schießgartenweg

Das Kriegsgefangenenlager zwischen dem Schißegartenweg und der Straße am Kanal.

In Frankenthal, das zum Wehrkreis XII gehörte, nutzte man ab April 1940 die Pfister'sche Festhalle und den benachbarten Schützenplatz (zwischen dem heutigen Schießgar-tenweg und der Straße Am Kanal)  als Stalag XII B. Diesem unterstanden die Arbeitskommandos in der Pfalz und in Rheinhessen.

Französische Kriegsgefangene in Frankenthal

Von Frankenthal aus wurden im Dezember 1941 mehr als 39.000 Kriegsgefangene polnischer, belgischer, französischer, jugoslawischer und sowjetischer Nationalität verwaltet.

 

Darüber hinaus waren bis Kriegsende zwischen 2000 und 3000 so genannte Zwangsarbeiter unter anderem bei der Stadtverwaltung, in der Landwirtschaft, bei kleineren Gewerbebetrieben und in der Industrie zur Zwangsarbeit eingesetzt.

 

Kreis- Kranken- und Pflegeanstalt: Teil der NS-Psychiatrie

1932 war die "Kreis- Kranken- und Pflegeanstalt" mit 642 Patienten, darunter zirka 130 Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 21 Jahren, voll belegt.

In den etwas mehr als zwölf Jahren national-sozialistischer Diktatur wurden mindestens 250.000 psychisch Kranke und Behinderte im Rahmen des sogenannten Euthanasieprogramms ermordet.

 

Ärzte und Psychiater waren maßgeblich an der Zwangssteri-lisierung von bis zu 400.000 vor allem psychisch kranker und geistig behinderter Menschen beteiligt. Jüdische und politisch missliebige Psychiater wurden verfolgt und aus Deutschland vertrieben.

 

Zur Umsetzung des "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses" vom 14. Juli 1933 gab es in Frankenthal ab Ende März 1934 das Erbgesundheitsgericht Frankenthal. Bis Ende 1935 wurden 2043 Anträge auf Unfruchtbarmachung gestellt, 1728 Anträge wurden anerkannt.

 

Als ab 1937 die Zahl der Anträge zurückging, ergriff das Amt für Wohlfahrt des Gaues Saarpfalz der NSDAP zunehmend die Initiative und drängte vor allem die Funktionsträger der Partei, alle Personen zur Anzeige zu bringen, bei denen der Verdacht bestand, dass das Gesetz für sie angewandt werden musste.

 

Der als überzeugtes Parteimitglied bekannte Eppsteiner Ortsgruppenleiter und Bürgermeister wird hier in einem besonderen Fall genannt.