„Hauptschuldige, Belastete, Minderbelastete, Mitläufer und Nichtbelastete - Entnazifizierung in Deutschland“
SS-Mann Adolf Metzner
"Adolf Metzner: Arzt, Leichtathlet, Weltenbummler und Mäzen" war der Titel eines Artikels in einem Frankenthaler Stadtmagazin im Sommer 2009. Die Statue des Läufers mit Staffelholz im Adolf-Metzner- Park erinnere an den Sohn der Stadt, der dieser sein ganzes Leben lang verbunden geblieben sei.
Zufällig entdeckte der Förderverein für jüdisches Gedenken einige Wochen später bei der Durchsicht von Dokumenten den Hinweis, dass Adolf Metzner am 1. September 1933 in die Schutzstaffel (SS) der NSDAP eingetreten ist. Nachforschungen des Fördervereins brachten weitere Informationen.
Am 4. Juli 1937 beantragte er in Frankenthal die Aufnahme in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP). Er erhielt die Mitgliedsnummer 4929068.
Am 7. Oktober 1939 wurde Metzner als SS-Untersturmführer in die Waffen-SS einberufen, am 1. August 1940 zum SS-Obersturmführer und am 9. November 1942 zum SS-Hauptsturmführer befördert. In der Wehrmacht entsprach dieser Titel dem Rang eines Hauptmanns. Vom 7. Oktober 1939 bis Kriegsende war Metzner in verschiedenen Einheiten und Einrichtungen der Waffen-SS tätig. Ab 1939 erhielten die schon früher gegründeten militärischen Verbände der SS den Namen Waffen-SS.
Für den Förderverein waren diese Tatsachen Anlass, eine Diskussion über die Lebensphase Adolf Metzners von 1930 bis 1945 anzuregen. "Uns interessiert, warum ein Medizinstudent mit 23 Jahren in die SS und als Arzt mit 27 Jahren in die NSDAP eintritt", erläutert Herbert Baum das Interesse des Fördervereins: "Als erfolgreicher Leichtathlet - er war mehrmals Deutscher Meister und Europameister - wurde er in den 30er Jahren und wird er heute noch als Vorbild dargestellt."
Die NSDAP hatte bei Kriegsende im Mai 1945 rund 7,5 Millionen Mitglieder. In ihren Zonen führten die Besatzungsmächte USA, England und Frankreich nach der Befreiung Deutschlands sogenannte Entnazifizierungsverfahren durch. Diese sollten ein erster Schritt sein zur strafrechtlichen Aufarbeitung der NS-Zeit. Dazu wurden die Angeklagten in "Hauptschuldige, Belastete, Minderbelastete, Mitläufer und Nichtbelastete" eingeteilt.
Die Spruchkammer in Fritzlar (Hessen) "reihte" Adolf Metzner am 7. März 1949 "in die Gruppe der Mitläufer" ein. Er musste eine "Geldsühne" von 50 Mark zahlen.
Seit 2009 problematisiert der Förderverein für jüdisches Gedenken das Leben Adolf Metzners. Bietet sein Leben genügend Belege für eine Vorbildfunktion, die manche ihm auch heute noch nachsagen? Der Vortrag beschreibt das Leben Adolf Metzners und fragt nach seiner Vorbildfunktion für die heutige Jugend.
Der Frankenthaler Leichtathlet Adolf Metzner (1910 – 1978) war in den 1930er Jahren mehrmals Deutscher Meister und Europameister und damit ein Vorbild für viele Menschen. In der SS machte er Karriere. Nach dem Krieg forschte er als Arzt über den Zusammenhang von körperlicher Anstrengung und medizinischen Folgen im Sport. Viele Jahre schrieb er für die Wochenzeitung DIE ZEIT über sportliche Ereignisse. Mit dem Familienvermögen gründete er die Adolf-Metzner-Stiftung.
Vortrag Adolf Metzner Stand 31.12.2010.d[...]
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