Das Schicksal von Marie Louise Weil
Mit dem historischen Schicksal der fünfjährigen Marie Louise setzt sich der Förderverein für jüdisches Gedenken Frankenthal auseinander.
Anfang April 1942 wurde im von Deutschland besetzten französi-schen Lothringen die fünfjährige Marie Louise mit Zwang aus ihrer Familie geholt. Das Mädchen kam in die Heil- und Pflegeanstalt in Frankenthal. Auf dem Gelände befindet sich heute unter anderem die Augustin-Violet-Schule für Hörgeschädigte.
In der Anstalt überlebte die Fünfjährige nur drei Wochen.
„Im Frühjahr 2024 fragte eine Verwandte des Mädchens beim Förderverein an, ob man mehr über ihren Tod erfahren kann“, informiert Herbert Baum, Vorsitzender des Fördervereins für jüdisches Gedenken Frankenthal.
Im Internet wird die Geschichte der Heil- und Pflegeanstalt vorgestellt. 1932 waren hier 642 Patienten untergebracht, darunter etwa 130 Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 21 Jahren.
Schon am 18. August 1939 forderte ein streng vertraulicher Runderlass des NS-Innenministeriums alle Hebammen sowie Ärzte in Entbindungsanstalten und Krankenhäusern auf, alle Kinder ab drei Jahren zu melden, die mit „schweren angeborenen Leiden“ auf die Welt gekommen sind, berichtet der Förderverein. Dies war der Anlass, 1942 auch das französische Mädchen abzuholen.
Im Familienstammbuch ist der Todestag eingetragen: 21. April 1942. In der Sterbeurkunde im Frankenthaler Stadtarchiv steht als Todesursache „Lungenkrankheit“.