Hedwig Jotter

   

Hedwig Jotter, geborene Levi, kam am 4. Februar 1902 in Lütgendortmund, seit 1. April 1928 ein Stadtteil von Dortmund, als Tochter der Eheleute Israel Levi und Barbara geborene Levi zur Welt. Wann und warum sie nach Eppstein, das damals noch eine eigenständige Gemeinde war, kam, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Auch nicht, wann und wo sie den am 4. Juli 1901 in Eppstein geborenen Otto Jotter geheiratet hatte. Er hatte die evangelische Konfession.

 

Das Wohnhaus in der Hintergasse 4

Das Paar wohnte in Eppstein in der Hintergasse 4. Während der Ehemann als Fabrikarbeiter seinem Beruf nachging, arbeitete sie in der Landwirtschaft. In Eppstein war sie wegen ihrer roten Haare bekannt und wurde deshalb die "rote Judsen“ genannt.

 

In Eppstein kam am 7. August 1927 die Tochter Erna zur Welt und am 24. Juni 1933 ein Junge, der noch am selben Tage starb.

 

Das Leben wurde für die Familie in Eppstein immer unerträglicher. Deshalb zog sie am 1. Dezember 1937 nach Frankenthal in die Marktstraße 21 (heute: Welschgasse).

 

Aus welchen Gründen Hedwig Jotter am 27. September 1938 aus einer Handtasche einen Geldbeutel mit 28 Mark Inhalt gestohlen hatte, darüber sagt der Bericht in der Frankenthaler Zeitung vom 26. Januar 1939 nichts aus. Dafür lautete die Überschrift "Echt jüdisch“, was wohl unterschwellig zum Ausdruck bringen will, dass Juden Kriminelle sind. Hedwig Jotter wurde zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, die sie vom 27. März 1939 bis 27. Juni 1939 im Gefängnis Frankenthal abgesessen hat.

 

Hedwig Jotter lebte in einer "Mischehe", was sie bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges vor der Deportationen schützte. Seit dem 26. Dezember 1943 war der "arische“ Ehemann bei der Organisation Todt (OT), einer militärisch organisierten Bautruppe, die den Namen ihres Führers trug.

 

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurden auch die jüdischen Partner von "Mischehen" immer häufiger verfolgt. Mitte Januar 1945 erließ das Reichssicherheitshauptamt den Erlass, dass alle in Mischehen lebenden Juden zum "Arbeitseinsatz“ in das KZ Theresienstadt gebracht werden sollen. Dieser Erlass ging an alle Dienststellen der Gestapo. Von Mitte Februar bis März 1945 wurden 2600 Juden aus Mischehen dorthin verbracht.

 

Am 9. März 1945 erschienen Gestapo-Beamte in der Wohnung von Hedwig Jotter und holten sie ab. Sie wurde mit dem 11. Kölner Transport nach Theresienstadt verbracht, der dort am 14. März 1945 ankam. Das weitere Schicksal von Hedwig Jotter konnte bis heute nicht geklärt werden. In Theresienstadt sind alle Sterbefälle bis 15. Mai 1945 aufgezeichnet. Ihr Name befindet sich nicht darunter. Weitere Aufzeichnungen sind nicht vorhanden.

 

Stolperstein von Hedwig Jotter vor ihrem ehemaligen Wohnhaus in Eppstein

Hedwig Jotter wurde durch rechtskräftigen Beschluss des Amtsgerichtes Frankenthal vom 15. Oktober 1948 (II 2/48) für tot erklärt. Als Zeitpunkt des Todes wurde der 31. Mai 1945, 24 Uhr, festgesetzt.

 

Otto Jotter heiratete in 2. Ehe am 6. November 1948 in Frankenthal Luise Kühn und starb am 20. Dezember 1964 in Frankenthal. Das Leben von Hedwig und Otto Jotters Tochter Erna, die verheiratet den Nachnamen Walter hatte, endete am 27. April 1974 in Kirchheim an der Weinstraße.