Familie Mann

  

Der Grabstein der Familie Mann auf dem alten Jüdischen Friedhof in Frankenthal.

Herrmann Loeb und Alexander Mann besaßen das Bankhaus Loeb & Mann. Alexander Mann hatte Herrmann Loebs Schwester Franziska Loeb geheiratet.

 

In einer Urkunde bestätigt Herrmann Loeb, dass Alexander Mann seine Anteile an seine Söhne Jakob und Benjamin Mann übergibt.

 

Im Adressbuch der Stadt Kaiserslautern wird Alexander Mann bis 1892/93 als Rentner beziehungsweise Privatmann in der Steinstraße 26 genannt. Er starb allerdings bereits 1890.

 

Die Frankenthaler Einwohnermeldekartei enthält weitere Angaben, die allerdings lückenhaft sind.

 

Bankier Jakob Mann und seine Frau Klara Mann hatten den Sohn Otto Mann, geboren am 15. April 1867 in Frankenthal. Bankier. Er heiratete am 4. Februar 1900 in Gunzenhausen Bertha Rosenau, geboren am 27. März 1873 in Gunzenhausen. Ihre Tochter Klara wurde am 5. Dezember 1900 in Frankenthal geboren. Die Familie lebte in der Westlichen Ringstraße 9, zog am 25. März 1913 nach München. Auf den Internetseiten über "Juden in Gunzenhausen" heißt es:

 

Meine Schwester Frau Bertha Mann, geb. Rosenau, starb. Ihre einzige Erbin ist Frau Claire (Klara?) Simson, geb. Mann, die am 30. Dezember 1946 amerikanische Staatsbürgerin wurde (...), wohnhaft 425 Central Park West, New York 25.

 

 

Benjamin Mann wurde am 27. Januar 1842 in Wattenheim geboren. Am 27. November 1866 heiratete er in Frankenthal Jeanette Kahn, geboren am 1. März 1845 in Dirmstein. Sie lebten zunächst in der Westlichen Ringstraße 19 bei Baumgärtner.

 

Ihre sieben Kinder waren:

 

- Hugo, geboren am 2. Januar 1869 in Frankenthal.

  Kaufmann.

- Viktor, geboren am 15. Januar 1870 in

  Frankenthal. Kaufmann. Am 15. Mai 1897

  nach Frankfurt verzogen.

- Richard, geboren am 22. Januar 1873 in Frankenthal. Rechtsanwalt.

- Charlotte, geboren am 1. Juli 1874 in Frankenthal.

- Gustav, geboren am 6. Juli 1875 in Frankenthal (?). Verheiratet am 1. Juli 1931 in

  Bad Tölz. Chemiker. Er starb am 21. Juli 1935 in Bendorf.

- Alice, geboren am 22. Januar 1877. Sie heiratete am 17. Mai 1901 in Frankenthal

  Max Lilienfeld. Das Ehepaar Lilienfeld wohnte in Brüssel. 

- Ludwig, geboren am 21. Oktober 1878 in Frankenthal. Kaufmann.

 

Das Bankhaus war in der Bahnhofstraße 38.

 

 

Auf dem alten Jüdischen Friedhof in Frankenthal erinnert ein Grabstein an Jeanette Mann, geborene Kahn, geboren am 1. März 1845, gestorben am 3. November 1906.

 

Benjamin Mann starb am 12. Januar 1917.

 

Dr. Gustav Mann wurde am 6. Juli 1875 geboren. Er starb am 21. Juli 1935.

 

Mehr ist über die Vorgeschichte der Frankenthaler Familie Mann nicht bekannt.

 

Richard Mann

Richard Mann

Richard Mann wurde am 22. Januar 1873 in Frankenthal geboren. Seine Eltern waren Benjamin Mann und Jeanette Mann, geborene Kahn.

 

Richard Mann heiratete am 23. August 1900 in Köln Ida Anselmina Franziska Oppenheim, geboren am 19. April 1877 in Köln. Ihre Eltern waren Dr. August Oppenheim und Anna Oppenheim, geborene Cohen.

 

Richard und Anna Mann wohnten ab dem 4. April 1913 in Frankenthal in der Westlichen Ringstraße 9. Er war Rechtsanwalt und erhielt später den Titel Justizrat.

 

Zu seinem 60. Geburtstag gratulierte ihm die Lokalzeitung. Sie nennt ihn einen ruhigen Mann, der trotz seiner vielen Erfolge vor Gericht immer bescheiden geblieben ist. Er war Vorsitzender der Frankenthaler Anstaltskammer und Mitglied im Vorstand der Anwaltskammer des Oberlandesgerichtsbezirks Zweibrücken.

 

Am 11. August 1907 wurde Sohn Friedrich August Alexander Mann in Frankenthal geboren.

 

Dr. Richard Mann wurde am 20. März 1936 aus der Liste der beim Landgericht Frankenthal zugelassenen Rechtsanwälte gelöscht, da er, wie es in einem Schreiben des Gerichtspräsidenten an das Reichsjustizministerium heißt, „freiwillig seine Zulassung aufgegeben habe.“

 

Mann hatte zuvor einen Mandanten wegen Vergehens gegen das neu eingeführte Devisenrecht vertreten, der in erster Instanz freigesprochen worden war. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen das Urteil Berufung eingelegt.

 

Vor Beginn der Berufungsverhandlung erklärte der Vorsitzende der Strafkammer des Landgerichts Frankenthal gegenüber Mann, dass sein Mandant nach Aktenlage eigentlich freizusprechen sei, er aber dies nicht tun könne, weil er und seine Familie sonst ihres Lebens nicht mehr sicher seien, da er vor kurzem bereits einen Juden freigesprochen habe.

 

Dies veranlasste Richard Mann, seine Zulassung aufzugeben.

 

Ehefrau Ida Mann befand sich seit 1910 bis zu ihrem Tod fast durchgehend in Heimen und Heilanstalten. Aus diesem Grunde zog die Schwester Laura Rudolphina Oppenheim, geboren am 3. Oktober 1875 in Köln, in die Westlichen Ringstraße 9. Ida Mann starb am 12. April 1936 in der Privatklinik Dr. Krauß in Esslingen.

 

Richard Mann und Laura Oppenheim meldeten sich am 16. März 1936 in Frankenthal nach Frankfurt, Savignystraße 22, ab. 1938 flüchteten beide nach England. Richard Mann starb am 15. September 1953 in Oxford, Laura Oppenheim am 12. Dezember 1958.

 

Friedrich August Alexander Mann

Friedrich Alexander August Mann

Friedrich August Alexander Mann besuchte das Gymnasium in Frankenthal sowie das Humanistische Gymnasium Ludwigshafen in der Oberstufe. Sein Reifezeugnis vom März 1926 nennt ihn "Fritz".

 

Mann studierte in Genf, München und Berlin Rechtswissenschaften. Er promovierte 1931 in Berlin nach dem Ersten Staatsexamen als Assistent des Zivilrechtlers Martin Wolff 1931.

 

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten konnte er noch im Oktober 1933 die zweite juristische Staatsprüfung ablegen. Unmittelbar danach emigrierte er mit seiner Frau, der Juristin Eleonore Ehrlich (1907–1980), die bei Eduard Kohlrausch promoviert hatte, nach London.

 

Friedrich und Eleonore Mann hatten drei Kinder. Richard David wurde 1935, Jessica 1937 und Nicola 1944 geboren.

 

Sie eröffneten ein kleines Rechtsberatungsbüro für Internationales Recht. An der London University promovierte Friedrich Mann 1938. Beide wurden noch vor Kriegsbeginn in Großbritannien eingebürgert. Friedrich Mann nannte sich jetzt Frederic Mann.

 

Nach Kriegsausbruch gaben sie ihre beiden Kleinkinder auf dem unsicheren Seeweg mit der Kinderverschickung ins sichere Kanada. Tochter Jessica schrieb darüber 2005 ein Buch.

 

Nach Kriegsende wurde er als Rechtsberater im Rang eines Colonel für die britische Besatzungsverwaltung in der Legal Division des Alliierten Kontrollrats in Deutschland eingezogen und nahm in dieser Funktion auch für kurze Zeit an den Nürnberger Prozessen teil. Mann formulierte maßgebende rechtswissenschaftliche Texte über den Rechtsstatus des besiegten Deutschlands.

 

Mann erhielt erst im Jahr 1946 die Zulassung als Solicitor. Seine Sozietät Hardmann Philips & Mann wurde 1958 von der Londoner Anwaltsfirma Herbert Smith übernommen, in der Mann bis 1983 Partner war.

 

Eine Rückkehr nach Deutschland kam für ihn nicht in Frage, obwohl er gelegentliche Lehraufträge an deutschen Universitäten und ab 1960 bis 1988 eine Honorarprofessur an der Universität Bonn wahrnahm, an der er über die Jahre elf Doktoranden betreute.

 

Er trat auch als Referent beim Deutschen Juristentag 1954 auf.

 

Mann befasste sich mit den Schnittstellen zwischen Völkerrecht und internationalem Privatrecht, sein Werk The legal aspect of money (1938) war ein Standardwerk, das Mann noch 1991 in einer fünften Überarbeitung vorbereitete, und aus seinen vielen Büchern und Zeitschriftenaufsätzen wurde in der englischen Rechtsprechung zitiert, was als eine außergewöhnliche Auszeichnung galt.

 

Mann wurde vielfach geehrt, in Zürich erhielt er die Ehrendoktorwürde, in der Bundesrepublik 1981 das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern sowie einen Ehrendoktor der Universität Kiel.

 

Mann besaß ein Ehrendoktorat der Universität Oxford, war Fellow der British Academy, hatte seit 1973 einen der beiden englischen Sitze im Institut de Droit international und war seit 1980 Commander of the Order of the British Empire.

 


Dr. Richard Mann und Dr. Friedrich August Alexander Mann