Rosa Löb
Nach dem Krieg erinnerten sich noch viele Eppsteiner Mitbürger an Rosa Löb. Sie betrieb bis 1938 ihren kleinen Krämerladen in der Hauptstraße 48 (heute: Dürkheimer Straße), in den oft auch die Schulkinder kamen, um sich dort ihre Schreibhefte oder eine Brause zu holen.
Der Handelsmann und Makler Daniel Löb wurde am 5. März 1823 in Assenheim (heute: Hochdorf-Assenheim) als Sohn des Handelsmannes Abraham Löb und Martha geborene Weil geboren. Am 7. November 1853 heiratete er in Eppstein, die am 3. Oktober 1819 geborene Susanna, genannt Sannchen, die Tochter des Handelsmannes Simon Weiler und Veronika geborene Bähr.
Die fünf Kinder des Ehepaares wurden in Eppstein geboren:
- Rosa, geboren am 8. Januar 1855,
- Ein Knabe starb noch am Tag der Geburt, am 3. März 1857,
- Veronika, geboren am 7. November 1858, verstorben am 30. Dezember 1889 in Eppstein,
- Knabe, geboren am 10. August 1860, der noch am Tag der Geburt starb und
- Elisabeth(a), geboren am 26. Juli 1861. Sie heiratete am 29. Mai 1889 in Frankfurt am Main den Handelsmann Leopold Landau. Sie bekamen mehrere Kinder und verzogen später nach München. (Abb. Dokumente im Anhang). Elisabeth(a) verstarb am 24. März 1933 in München.
Das Leben des Vaters endete am 6. Januar 1883 in Eppstein, wo auch die Mutter am 17. Mai 1906 starb und deren Bestattung auf dem Judenfriedhof in Lambsheim von den Kantoren Lazarus Levi (Frankenthal) und Jakob vorgenommen wurde.
Bis ins hohe Alter betrieb Rosa Loeb ihren Krämerladen. Am 22. August 1938 kam sie in die Kreis-Kranken- (Heil-) und Pflegeanstalt in Frankenthal. Daraufhin kaufte 1938/39 der Eppsteiner Friseurmeister Schroth das Anwesen in der Hauptstraße 48 in Eppstein (Vermögensverwaltungs-Akte Nr. 59).
Als 39 Frankenthaler Juden [darunter zehn aus der Frankenthaler Kreis-Kranken- (Heil-) und Pflegeanstalt] nach Gurs verschleppt wurden, war die 83-jährige Rosa Löb nicht darunter, da man mit ihrem Ableben rechnete und sie deshalb als nicht transportfähig galt.
Die Frankenthaler Kreis-Kranken- (Heil-) und Pflegeanstalt wurde durch die nationalsozialistischen Behörden aufgefordert, in der Zeit vom 1. bis 3. Februar 1941 die jüdischen Patienten und Patientinnen in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Heppenheim zu verlegen. Die Begründung lautete: "Juden dürfen nicht mit Deutschen gemeinsam untergebracht sein". Deshalb sah auch der Frankenthaler Anstaltsleiter Dr. Heinrich Resch für Rosa Löb keinen Ausweg mehr. Ohne Rücksicht auf ihren Gesundheitszustand wurde sie am 29. Januar 1941 von Frankenthal nach Heppenheim verlegt.
Von Heppenheim kam sie am 4. Februar 1941 im Rahmen eines Sammeltransportes in „eine für Juden vorbehaltene Anstalt“. Dieser Sammeltransport endete in Hadamar mit dem Vermerk „Ort unbekannt“. Hadamar war eine von sechs sogenannten Tötungsanstalten der T 4 Aktion. „Es gab hier keine Unterbringungsmöglichkeiten.“ „Deshalb wurden sie fast immer am Tag der Ankunft vergast. Die Leichen wurden anschließend verbrannt.“ Das war das Ende von Rosa Löb, die bis ins hohe Alter ihre Kundschaft immer freundlich und zuvorkommend bedient hatte.
Quellenangabe:
Schreiben des Standesbeamten der Stadt Hadamar vom 30. November 2000,
Schreiben des Landeswohlfahrtsverbandes Hessen, Gedenkstätte Hadamar, vom 16. Januar, 6. Februar und 20. März 2001,
G. Nestler (Hrsg.): Frankenthal unterm Hakenkreuz, S. 365 und 366.