Stolpersteine für jüdische Juristen
Verlegung am 12. April 2019
Am Freitag, 12. April 2019, verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig weitere neun Stolpersteine zur Erinnerung an verfolgte jüdische Juristen aus Frankenthal.
Landgerichtspräsident Harald Jenet begrüßte unter den Ehrengästen auch weitgereiste Nachkommen von Ferdinand Georg Altschüler und Friedrich Jakob Becker – beiden ist ein Stolperstein gewidmet.
Mehr als 67.000 Stolpersteine wurden inzwischen vom Initiator Gunter Demnig an 1100 Orten in Europa verlegt worden. „Wir sind darauf angewiesen, dass die Vergangenheit an die nächste Generation weitergetragen wird“, sagte Jenet. Die Patenschaft für die neun mit einer Messingoberfläche versehenen Betonquader haben die Anwaltsvereinigungen von Frankenthal und Ludwigshafen, der örtliche Richterbund, die Verwaltung des Landgerichts sowie Paul Theobald übernommen.
Die jüdischen Kollegen hätten ihr Recht auf freie Meinungsäußerung mit dem Leben bezahlt, hob Justizrat Willibrord Zunker namens der Anwaltschaft hervor. „Die Stolpersteine sind uns Mahnung, wachsam zu sein und die Werte der Demokratie zu verteidigen.“
Die von ihrer Geschichtslehrerin Anneli Langhans-Glatt begleiteten Schüler des Karolinen-Gymnasiums verlasen die Namen und Biografien der Betroffenen. Für den musikalischen Rahmen der Feierstunde sorgten Hubert Weiler, Tobias Möller und Ruthild Münz.
Stolpersteine wurden verlegt für:
Ferdinand Georg Altschüler (1883-1954), Richter und Landgerichtsrat in Frankenthal, nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager Theresienstadt ab 1945 Präsident des Landgerichts.
Friedrich Jakob Becker (1866-1943), Präsident des Landgerichts Frankenthal, für kurze Zeit Mitglied des Bayerischen Landtags und ab 1926 Präsident des Oberlandesgerichts Zweibrücken.
Isidor Dreyfuß (1869-1936), ab 1912 Bezirks- und Landgerichtsarzt in Frankenthal, leitete auch die Tuberkulose-Fürsorgestelle.
Alfons Kalter (1879-1934), Rechtsanwalt in Frankenthal, beging nach beruflichen Schikanen in Mannheim Suizid.
Moritz Mayer (1864-1942), als Rechtsanwalt in Frankenthal zugelassen, vier Jahre Stadtratsmitglied, starb im Konzentrationslager Theresienstadt.
Ludwig Nachmann (1899-1976), Rechtsanwalt und Präsident des Fußballvereins Frankenthal, emigrierte 1937 in die USA und wurde Manager eines Nachtclubs.
Ludwig Ritterspacher (1883-1964), Richter am Landgericht, nach dem Krieg Präsident des Landgerichts Zweibrücken und des Oberlandesgerichts in Neustadt, Gründungsmitglied der pfälzischen CDU.
Karl Schulz (1875-1965), Rechtsanwalt mit Spezialgebiet Weinrecht, emigrierte 1934 nach Amsterdam, später über Kuba nach New York.
Gustav Schulz (1881-1958), jüngerer Bruder von Karl, als Rechtsanwalt in Frankenthal zugelassen, ging 1936 in die Niederlande und kurz danach in die USA.
Ber der Verlegung waren auch Nachkommen von Ferdinand Georg Altschüler und Friedrich Jakob Becker anwesend.
Gunter Demnig verlegte bisher 87 Stolpersteine für jüdische Frauen, Männer und Kinder in Frankenthal.
Fünf Stolpersteine sind allerdings doppelt verlegt vor dem ehemaligen Wohnhaus und vor der ehemaligen Karolinenschule. Es sind die Mädchen Liselotte Lina Blum, Hannah Schottland, Doris Samuel, Edith Samuel, Lotte Eva Adler.