Die jüdischen Juristen in Frankenthal

Broschüre von Paul Theobald

Justizrat Hugo David

2016 erinnerte das Landgericht Frankenthal an 200 Jahre seines Bestehens. Für Paul Theobald, der zahlreiche Details der Geschichte der Juden in Frankenthal erforscht hat, war dies ein Anlass, sich den Beitrag der jüdischen Juristen zur Stadt- und Justizgeschichte genauer anzuschauen. Das Ergebnis seiner Forschungen liegt nun als 64seitige Broschüre vor.

 

Der erste jüdische K.-Advokat und Rechtsanwalt, der sich in Frankenthal niederließ, war Justizrat Cornelius David, geboren 1828 in Speyer, der „zufolge Allerhöchsten Decretes Sr. Maj. des Königs“ vom 26. Juni 1865 berufen wurde.

 

Sein Sohn Albert Hugo David, 1867 in Frankentha geboren, übernahm nach dem Tod seines Vaters die Kanzlei. Er war Rechtsanwalt und Geheimer Justizrat. Später trat der Rechtsanwalt Dr. Robert Wolfgang Blum in die Kanzlei ein.

 

 

 

Bei der Stolperstein-Verlegung für ihre Vorfahren Richard und Friedrich Mann waren auch die Nachkommen Richard und Laura Thomas aus England anwesend. Links der Initiator der Stolperstein-Verlegung Gunter Demnig.

Die Familie Mann wohnte über mehrere Generationen in Frankenthal. Richard Mann, 1873 in Frankenthal geboren, studierte Jura an den Universitäten in München, Berlin, Bonn und Erlangen. Am 2. Mai 1899 wurde er als Rechtsanwalt beim Königlichen Landgericht Frankenthal zugelassen.


Die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 bedeutete das Ende seiner juristischen Karriere. Am 20. März 1936 wurde er aus der Liste der beim Landgericht Frankenthal zugelassenen Rechtsanwälte gestrichen, da er auf seine Zulassung verzichtet hatte.

 

Richard Mann flüchtete 1938 von Frankfurt nach England, wo er 1953 in Oxford starb.

 

Sein Sohn Friedrich Mann, 1907 in Frankenthal geboren, besuchte das Humanistische Gymnasium Frankenthal und studierte in Genf, München und Berlin Rechtswissenschaften. 1934 flüchtete er mit seiner Frau, der Juristin Eleonore Ehrlich (1907–1980), nach London. Er wurde zu einem Juristen von internationalem Ruf und publizierte zahlreiche wichtige juristische Werke. Er starb 1991 in London.

 

Emil und Anna Karolina Rosenberg

Der jüdische Richter Emil Rosenberg, nach dem heute eine Straße am Justizgebäude der Stadt benannt ist, wurde vom NS-Staat bereits 1933 „in den Ruhestand versetzt“. 1938, in der Reichspogromnacht, verwüsteten Nazi-Schläger das Haus der Familie Rosenberg in der Vierlingstraße 13. Im Herbst 1940 wurde das Ehepaar nach Gurs in Südfrankreich deportiert, im August 1942 kamen beide nach Auschwitz und wurden dort ermordet.

 

 

 

 

 

Paul Theobald:

Die jüdischen Juristen in Frankenthal

Edition Winterwork (Borsdorf) 2017. 64 Seiten. 10,90 Euro.

ISBN 978-3-96014-383-3

 

Rheinpfalz - Frankenthaler Zeitung vom 27. März 2001 zur Benennung der Emil-Rosenberg-Straße

 

Text des Straßenschildes:

 

Dr. Emil Rosenberg, geb. 1889, Landgerichtsrat in Frankenthal. Wie viele seiner jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger wurde er 1940 in das Lager Gurs in Frankreich deportiert und von dort 1942 nach Auschwitz verschleppt. Sein weiteres Schicksal ist unbekannt.

 

Er wurde in Auschwitz ermordet.