Jüdische Juristen in Frankenthal
„Da das k. Kreisgericht dahier am 14ten künftigen Monats November seinen Umzug nach Frankenthal vollzieht, so wird dieses zur allgemeinen Darnachachtung hiermit bekannt gemacht und zugleich bemerkt, daß alle Ladungen, welche diese Behörde zu ihrem bisherigen Sitze erlassen hat, nunmehr auch für ihre künftige Residenz in Frankenthal zu gelten haben, ohne dass deswegen neue Ladungen erforderlich wären.“
Mit dieser Veröffentlichung im königlich-bayerischen Amtsblatt vom 16. Oktober 1816 wurde der Umzug einer bedeutenden Justizbehörde von Speyer nach Frankenthal besiegelt und die bewegte 200-jährige Geschichte des heute größten Landgerichts der Pfalz eingeläutet. In dem Gebäude des ehemaligen Hospitals zur heiligen Elisabeth in der Bahnhofstraße wird seit dem 26. November 1816 im Namen des Volkes Recht gesprochen. Ein Jahr später wurde aus dem Kreis- das Bezirksgericht, am autonomen Status des Rheinkreises und der im Vergleich zum übrigen Königreich sehr liberalen Gesetzgebung wurde vorerst aber nicht gerüttelt.
Überregionales Aufsehen erregte das Gericht 1832. Die wegen Hochverrates angeklagten „Demagogen“ des Hambacher Festes – darunter der Frankenthaler Johann Philipp Becker – wurden freigesprochen. Eine gründliche Reform erfuhr das Justizwesen mit Gründung des Deutschen Reiches im Jahr 1871. Aus dem Bezirks- wurde das Landgericht Frankenthal, erster Präsident war Friedrich Christian Uebel.
Am 21. April 1931 sagte Adolf Hitler in einem mit Freispruch endenden Meineidprozess gegen den Bürgermeister von Dirmstein als Zeuge vor dem Landgericht aus.
Ein Jahr zuvor war Gauleiter Joseph Bürckel wegen übler Nachrede und Beleidigung zu einer Geldstrafe von 3000 Reichsmark verurteilt worden.
Von 1933 bis 1938 gab es in Frankenthal ein Sondergericht, das überwiegend regimekritische Äußerungen aburteilte – in der Anfangszeit mehr als 200 Fälle pro Jahr.
Eine unrühmliche Rolle spielte das Erbgesundheitsgericht, das über geistige Erkrankungen zu befinden hatte. 5430 Anträge wurden in dieser Zeit gestellt, in fast 80 Prozent der Fälle befürwortete das Gericht die Sterilisation, meist wegen „angeborenen Schwachsinns“.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lebten in Frankenthal 371 Juden unter 16.899 Einwohnern. Dies waren rund zwei Prozent.
Viele von ihnen waren angesehene Bürger: Rechtsanwälte, Ärzte, Richter, Lehrer, Bankiers, Geschäftsinhaber, die in das wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Leben der Stadt voll integriert waren, es in vielen Bereichen maßgeblich prägten und sich in zahlreichen Vereinen und Organisationen engagierten.