Jüdische Friedhöfe vor 1826

Die Jüdische Gemeinde in Frankenthal wurde um 1785 gegründet. Der erste Jüdische Friedhof entstand 1826. Davor wurden die Juden nachweislich auf dem Jüdischen Friedhof in Heuchelheim beerdigt.

 

Jüdische Friedhöfe in Heuchelheim

Gedenkstein für den alten Jüdischen Friedhof.

In Heuchelheim bestand ein älterer jüdischer Friedhof unmittelbar beim Friedhof an der protestantischen Kirche (Kirchenstraße). Die Friedhofsfläche betrug 16,23 Ar. Hier wurden die Verstorbenen der in Heuchelheim und den umgebenden Orten lebenden jüdischen Familien beigesetzt. Unter anderen wurden Personen aus Heuchelheim, Beindersheim, Dirmstein, Frankenthal (bis zur Anlage eines eigenen Friedhofes), Gerolsheim, Großkarlbach, Heßheim, Laumersheim, Obersülzen und Weisenheim am Sand (später Beisetzungen in Lambsheim) beerdigt.

 

Von diesem Friedhof sind vermutlich seit 1940 keine Grabsteine mehr erhalten. Sie wurden (zumindest teilweise) nach der Abräumung des Friedhofes durch die Nationalsozialisten 1939 auf den jüdischen Friedhof in Fußgönheim gebracht.



Heuchelheim lag zu dieser Zeit 1 ½ Gehstunden von Frankenthal entfernt. Dass hier Juden aus Frankenthal beerdigt wurden und dass es dabei zu Störungen durch Einzelpersonen kam, zeigt ein Hinweis im Frankenthaler Wochenblatt vom 27. Januar 1821:

 

"An die Judenschaft dahier. Um künftighin bei Beerdigung eurer Leichname, nicht durch die Zügellosigkeit unerzogener christlicher Buben, in euren Zeremonien auf dem Gottesacker, gestört zu werden, dessen Erörterung nicht allein eure, sondern auch die Herzen wahrer Christen schmerzt, und welche eben so sehnlichst, wie ihr, wünschen; daß einem so schändlichen Unfuge gesteuert werde; so rathe ich euch, die Polizei-Behörde zu ersuchen, welche auch gern und willig euer Gesuch gewähren wird, daß sie jedesmal zu eurem Schuz, einen ihrer Befehls Vollzieher, euch überlasse, und ich bin gewiß, daß dann die Beerdigung euerer Leichname, nie mehr durch so schändlichen Unfug gestört werden. E-s".

 

Quelle: Bernhard Kukatzki: Die jüdischen Friedhöfe in Heuchelheim.



Eine Gedenkstein erinnert heute an den alten Jüdischen Friedhof:

 

"Diese Anlagen rings um die Kirche waren früher Friedhof. Gegen Osten war ein Judenfriedhof. Gelegentlich der 1200-Jahrfeier der Gemeinde im Jahre 1967 wurde der vorbeifließende Dorfbach und früherer Festungsgraben in Röhren verlegt und der nördliche Friedhofteil eingeebnet. Bürger von Heuchelheim! Hier ruhen unsere Vorfahren. Haltet diese Anlagen in Ehren!"

 

 



Außerhalb des Dorfes wurde 1825 ein neuer Jüdischer Friedhof angelegt.

1815 erfolgte eine Regierungsanweisung aus München – die Pfalz war inzwischen bayerisch geworden –, die Friedhöfe aus hygienischen Gründen aus dem Gemeindegebiet hinaus aufs freie Feld zu verlegen. Der neue Friedhof wurde 1825 angelegt. 

 

Die Friedhofsfläche beträgt 23,90 Ar.

 

Um 1802 erging aus Paris die kaiserliche Order – weite Teile des linksrheinischen Gebiets gehörten seit 1798 zu Frankreich ‑, dass sich jüdische Nachbargemeinden zu Friedhofssprengel zusammenschließen mussten. Sie erhielten den Status eines Vereins.



Auch der neue Jüdische Friedhof war ein sogenannter Verbandsfriedhof, der sich in der Trägerschaft mehrerer jüdischer Gemeinden befand. Der Zusammenschluss zu einem Friedhofsverband machte die gemeinsame Finanzierung eines Friedhofs möglich. Das betraf sowohl die Neuanlage als auch die anfallenden Kosten für den Unterhalt des Friedhofs. Jüdische Gemeinden oder jüdische Familien, die sich nicht in den Verbandsfriedhof eingekauft hatten, konnten zwar auch ihre Toten dort bestatten, mussten aber oftmals höhere Gebühren entrichten.

 

Der letzte Grabstein stammt aus dem Jahr 1933.

 

Dokumentiert ist, dass noch 1837 die Frankenthaler Gemeinde einen „ehemaligen Begräbnisplatz“ in Heuchelheim besaß.